"Dunkler Haare massen…"

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sikal Avatar

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Ein Kommissar, der sich für Literatur interessiert. Ein Mörder, der sich für Kunst interessiert. Ein Mädchen, das sich für Abenteuer interessiert. Kurz zusammengefasst, die Charaktere von "So unselig schön" der Autorin Inge Löhnig.

 

Die junge Vicky findet bei der Ausübung ihres Hobbys, dem urbanen Fotografieren, in einem alten aufgelassenen Gebäude eine kopflose Leiche mit einem Schmetterling dekoriert. Kommissar Dühnfort mit seinem Ermittlerteam beginnt nach Hinweisen und Spuren sowie nach einem Motiv zu suchen – diese Aufgabe gestaltet sich als äußerst schwierig. Schnell wird klar, dass dies nicht der erste Mord des Täters sein kann – zu fachmännisch ist er vorgegangen, nahezu perfekt.

Vicky, von jugendlicher Abenteuerlust besessen, beginnt einem Hinweis auf eigene Faust nachzugehen und stöbert bald einige Verdächtige auf. Die Gefahr darin erkennt sie in ihrer Naivität jedoch nicht. Auch merkt sie nicht, wie nahe sie dem Mörder eigentlich schon gekommen ist und dass sie durchaus auch zum Opfer werden könnte…

Als Dühnfort entdeckt, dass Vicky hinter seinem Rücken Detektiv spielt, ist er natürlich alles andere als erfreut…

Plötzlich gibt es noch ein weiteres Opfer und Dühnfort merkt, dass ihm die Zeit davonläuft. Er beginnt alle Eventualitäten einzubeziehen – versucht seiner Intuition zu vertrauen und sich mit viel Empathie in den Mörder hineinzuversetzen. _"Dunkler Haare massen",_ kommt dem Kommissar immer in den Sinn, er kann jedoch lange diesen Satz nicht zuordnen. Was sich schnell heraus kristallisiert ist, dass sich der Mörder für Kunst interessieren muss oder selbst Künstler ist. Doch wie soll man in der weit verzweigten Kunstszene den Richtigen suchen und finden? Etliche Verdächtige treten in den Vordergrund: Da wäre ein Maler, der eine schwierige Kindheit zu verarbeiten hat. Ein Galerist, der wegen Stalking bereits verurteilt wurde. Außerdem noch ein Kunstkenner, der sich als edler Samariter darstellen möchte was äußerst suspekt erscheint.

Relativ schnell ist man als Leser mitten im Geschehen, fiebert mit, denkt über verschiedene Hinweise nach. Hat man einen Verdächtigen im Visier, kommt wieder ein Indiz daher, dass zu jemand anderem passt. Man versucht Vicky zu warnen und ihr mal ein Stopp-Schild vor die Nase zu halten. Immer gespannt was als nächstes passiert, erhöht sich während der temporeichen Geschichte des Öfteren der Pulsschlag…

Neben der Krimigeschichte gibt es noch ziemliche Verwicklungen im Privatleben der Hauptcharaktere: Zuerst mal Vicky, die eine äußerst schwierige Kindheit hatte und schon zu oft mit dem Tod konfrontiert wurde – "_Alle, die ich liebe, sterben",_ scheint sich in ihrem Leben immer zu wiederholen. Dann natürlich Dühnfort, der in seine Fälle zwar viel Intuition einfließen lässt, im Privatleben jedoch nichts so richtig auf die Reihe bekommt. Soll er sich nun wieder mit seiner Ex Agnes einlassen oder soll er sich seiner Mitarbeiterin Gina zuwenden, die eindeutig etwas für ihn empfindet? Als Leser gewinnt man den Eindruck, ihn ein wenig aufrütteln zu müssen, damit er endlich mit der Grübelei aufhört und einfach seinem Gefühl vertraut.

 

So unselig schön – ist der dritte Teil der Dühnfort-Reihe von Inge Löhnig. Obwohl ich die ersten beiden Bände (noch) nicht gelesen habe, konnte mich die Autorin sofort überzeugen und in den Bann der Geschichte ziehen. Durch einige kurze Rückblenden lernt man die Charaktere sofort kennen und man hat nicht das Gefühl, dass bestimmte Informationen fehlen. Geschickt manövriert die Autorin den Leser durch ein Labyrinth von Verdächtigen, Ermittlungen - gespickt mit der richtigen Prise Privatleben, durch die die Protagonisten realistische Züge erhalten. Der künstlerische Einschlag ist als weiteres Highlight zu verzeichnen, die geschilderten Bilder und Situationen erscheinen vor dem geistigen Auge als reelle Darstellung – einfach großartig!

 

Fazit: Durch die lebendige, fesselnde Erzählung ist man in einem Rutsch mitten in einem Kriminalroman gefangen, der Lust auf mehr macht und den man ohne schlechtes Gewissen an eine Hundertschaft von Lesern weiterempfehlen kann.