Morden nach Vorlage

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buecherfan.wit Avatar

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Mit “So unselig schön” legt Inge Löhnig nach “Der Sünde Sold” und “In weißer Stille” ihren dritten Kriminalroman um Kriminalhauptkommissar Konstantin Dühnfort und seine Mitarbeiter Gina und Alois, den Leiter der Spurensicherung Frank Buchholz und Rechtsmedizinerin Dr. Ursula Weidenbach vor.

Vicki Senger, eine 22jährige Auszubildende und Hobbyfotografin, die in ihrer Freizeit Industrieruinen und leerstehende alte Gebäude fotografiert, hat in einer ehemaligen Brauerei die Leiche einer Frau gefunden. Alles weist darauf hin, dass der Mörder aus dem Künstlermilieu stammt. Einen ähnlichen Mord hat es sechs Jahre zuvor schon in Düsseldorf gegeben. Dühnfort sucht also nach einem Serienmörder und befürchtet weitere Morde. Es gibt ziemlich bald mehrere Verdächtige: einen Maler, der mit brutalen Schlachthausszenen seine traumatische Kindheit verarbeitet und sich Carne nennt, dann die kunstinteressierten Freunde René Fuhrmann, Schönheitschirurg, und Jobst Wernegg, der mit seinem Erbe eine wohltätige Stiftung finanziert. Vicki hat auf einem ihrer am Fundort der Leiche gemachten Fotos einen möglichen Hinweis auf den Täter entdeckt und ermittelt auf eigene Faust. Sie kommt dem Täter sehr nahe und gerät in Gefahr. Kommissar Dühnfort erinnert sich an ein Baudelaire-Gedicht, das dem Täter als Vorlage für seine Morde gedient haben könnte. Seine Morde und die Art und Weise, wie er die Leichen präsentiert, sind eine recht ausgefallene Inszenierung. Die Ermittlungen dauern, treten auf der Stelle, und es werden viele falsche Fährten gelegt, denen auch der Leser gebannt folgt. Mal verdächtigt man den einen, dann den anderen, wobei die Zahl der Verdächtigen relativ gering ist.

Wie immer in den Romanen von Inge Löhning geht es aber nicht nur um die Lösung eines Kriminalfalls, sondern auch um die zwischenmenschlichen Beziehungen, vor allem um Konstantin Dühnforts Verhältnis zu den Frauen in seinem Leben. Er leidet noch immer an der acht Monate zuvor gescheiterten Beziehung zu einer Frau namens Agnes, die die Beziehung beendet hat, weil er sie zu sehr unter Druck gesetzt hatte. Durch die früheren Romane zieht sich aber auch schon das Motiv der unerwiderten Liebe: Gina bekennt sich in diesem Roman offen zu ihren Gefühlen für ihren Chef. Dühnfort fühlt sich zwar auch stärker als bisher zu ihr hingezogen, kann und will sich aber nicht entscheiden. Das hat sicher auch damit zu tun, dass hier eine Serie fortgeschrieben werden soll und die Autorin einige Dinge bewusst offen lässt.

“So unselig schön” ist ein solider deutscher Krimi, durchaus spannend und gut lesbar. Allerdings íst der Plot in “In weißer Stille” am raffiniertesten konstruiert und hat mich deshalb mehr gefesselt als die anderen beiden Romane der Autorin. Vor allem die Charakterisierung des Ermittlerteams und die Personenkonstellation rund um Kommissar Dühnfort bieten nicht mehr viel Neues. Am interessantesten ist hier noch die junge unangepasste Vicki Senger mit ihrer problematischen Vergangenheit und ihrem zunehmend erfolgreichen Versuch, sich im bürgerlichen Leben zu etablieren.