Vanitas-Stillleben vs Wahn

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Unter welchen Wahnvorstellungen lebt ein Mörder, der die kopflose Leiche seines Opfer in einer Brauereirunine nahe München abgelegt hat – mit einem Schmetterling daneben.

Vicki fand die Leiche, als sie als Urban Explorer Fotos von dem verlassenen und verwahrlosten Gebäude machen wollte. Das Gesehene läßt sie nicht los und sie beginnt, auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen, wer eine so grausame Tat ausgeführt haben könnte. Spuren führen zu Liebhabern von italienischen Vanitas-Stillleben und einem Kunsthändler in Hamburg, der auf Auktionen solche Gemälde anbietet.

Kommissar Dühnfort stößt bei seinen Ermittlungen ebenfalls auf den gleichen Personenkreis und einen ähnlichen Mord sechs Jahre zuvor in Düsseldorf. Es kommt wie es häufig kommt: Verhaftung von Verdächtigen, Durchsuchungen, die zu keinen Ergebnissen führen, ein weiterer Mord.

Während Dühnfort mit seiner Mannschaft in der Szene zunächst hilf- und erfolglos hin- und hertappt, nähert sich Vicki unbedarft dem Mörder.

Durch geschickte Einblendungen versteht es Inge Löhnig, Stück für Stück von dem malenden Mörder preis zu geben, ohne, dass der Leser zunächst auf die Person schließen kann. Nur soviel erfahren wir: Der Mörder versucht offenbar ein Trauma aus der Kindheit zu verarbeiten, eine große Enttäuschung, die ähnlich einem Erlebnis Baudelaires ist, das der Dichter in einem Gedicht beschrieben hat. _….dunkler Haare Massen..._ und die Bedeutung des Schmetterlings als Symbol in den Vanitas-Stillleben führen Dühnfort schließlich zur Lösung des Falles.

Vicki, dem Mädchen mit einer weitgehend freudlosen Kindheit und Jugend, gelingt es, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten, wenn sie auch dabei knapp dem Tod entgeht. Dühnfort dagegen, erkennt die Zeichen seiner Kollegin Gina nicht und pendelt zwischen dem Hoffen einer gemeinsamen Zukunft mit Agnes und den gleichen Hoffnungen für ein Leben mit Gina.

Inge Löhnig hat mit „So unselig schön“ einen spannenden Kriminalroman geschrieben, mit einer frisch und kess agierenden Vicki einerseits und dem monsterartigen Mörder andererseits. Dühnfort und Team ermitteln zwischendurch so vor sich hin und tragen schließlich dazu bei, die Morde aufzuklären sowie Täter und Taten zu analysieren. Ein gelungener und lesenswerter Krimi – trotz kopfloser Leichen!

Philipp Elph