Ein Kriegsroman über Liebe und Hoffnung

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anna-karenina Avatar

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Inhalt:
Dora, eine junge wunderschöne Frau aus gutem Hause wächst in einer wohlhabenden Familie auf einem Pferde-Gutshof auf. Wohlbehütet weiß sie genau wie ihre Zukunft aussehen soll und verlobt sich mit dem Freund ihres Bruders, Wilhelm. In ihrer Leitfertigkeit kann jedoch auch der charmante Fotograf Curt ihr Herz gewinnen, aber Dora kann keine Entscheidung treffen. Als der Krieg beginnt wird Dora ihre Entscheidung abgenommen, denn nichts kommt wie sie es sich vorgestellt hat. Freunde und Familie sterben, werden verwundet, erleiden Qualen und Leid. Der Hof steht vor dem Ruin und Dora muss lernen an ihren Aufgaben zu wachsen und erwachsen zu werden. Sie muss sich nun um alle kümmern, Entscheidungen treffen und alles ohne einen Mann in die Hand nehmen. Der Krieg treibt alle auseinander, die Frage ist nur ob sie wieder zueinander finden?

Meine Meinung:
Der Roman „Soweit die Störche ziehen“ war ein gewaltiges Buch, eins bei dem man schwer schlucken musste und leider kein typisches Happy-End bekommt, wie man es erwartet.
Dora durchläuft eine Entwicklung im Roman, zu Beginn ist sie eine junge leichtsinnige Frau, der kaum etwas Schlechtes in ihrem Leben widerfahren ist. Und auch noch als der Krieg beginnt, sind viele noch euphorisch und zuversichtlich. Dora glaubt, wie viele anderen, an ein schnelles Ende und wird durch die Kriegspropaganda getäuscht. Erst als sich die ersten Auswirkungen zeigen, erkennen sie nach und nach wie gewaltig sich das Leben von allen ändern wird. Dora wird zu einer selbstständigen Frau, die sich nun ohne die Hilfe eines Mannes durchschlagen muss und sich behauptet. Diese Entwicklung ist zwangsläufig von Nöten und dramatisch, es ist unumgänglich, aber man trauert mit wie schnell sich ein sorgenfreies Leben zu einer solchen Tragödie entwickelt. An Männerprobleme ist da längst nicht mehr zu denken, es geht um das blanke Überleben. Diese Kriegszeit und Doras Rolle für ihre Familie und Freunde wurde hier sehr gut thematisiert. Auch das geschichtliche Kriegsgeschehen im Kontext und aus der Sicht von Doras Familie wurde gut dargestellt, man erlebt von Tag zu Tag neue Grausamkeit des Krieges und leidet mit der Familie mit.
Ich muss sagen, dass die wirklich dramatischen, leidvollen Szenen mit Tod und Erschütterung etwas kurz und monoton abgearbeitet wurden, trotzdem war es im ganzen Buch ein aufregendes Ab und Auf der Gefühle.
Das Ende hat mich leider etwas enttäuscht, denn nach so viel Leid hatte ich mir ein „schönes“ Ende erträumt, eins das natürlich den Umständen entsprechend ist und nach so vielen Schicksalsschlägen nicht alle glücklich zurücklässt, aber eins das einem mit guten Gefühl entlässt, wenn man die letzte Seite, das letzte Wort liest und das Buch zuschlägt… das habe ich leider vermisst.
Trotzdem ist dieses Buch ein richtiger Kriegsroman mit all den Gefühlen die dazugehören. Vielleicht sogar mit den Gefühlen der eigenen Trauer, wenn man Menschen kennt, die selbst zu dieser Zeit gelebt haben und furchtbares erleben mussten.
Ein gelungenes Buch mit einigen Makeln aber im Großen und Ganzen ein emotionaler, erschütternder Roman mit einer wunderschönen Liebesgeschichte. Eine absolute Leseempfehlung.