Eine gefühlvolle Geschichte über Trauer, Verlust und das Weiterleben nach den Fragen der Hinterbliebenen

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aran1226 Avatar

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Das Hauptthema ist recht schnell erklärt: Zwei Schwestern, eine stirbt, die andere bleibt zurück. Es entwickelt sich aber so viel mehr aus dieser Geschichte.

Die beiden Schwestern Karla und Marie verbindet nicht nur geschwisterliche Liebe, sondern auch Verständnis, Respekt und vor allem eine richtige Freundschaft miteinander. Nach dem Tod Marie´s, die seit Jahren in New York gelebt hat, ist Karla zuständig für die Wohnungsauflösung. Dabei kommt nicht nur Trauer in ihr hoch, sondern es entstehen auch viele Fragen, die sich durch die ganze Geschichte ziehen. Die Geschichte wird aus der Perspektive der zwei Schwestern erzählt und wechselt zwischendurch immer mal wieder.

Wie gut kennt man jemanden und kann man über einen anderen Menschen überhaupt komplett kennen?

Als Leser/Hörer begleitet man Karla auf ihrem Weg durch und mit ihrer Traurigkeit, der Einsamkeit nach dem Verlust ihrer engsten Vertrauten. Es wird deutlich, dass jeder Mensch anders mit Trauer umgeht, dafür gibt es kein allgemeingültiges Muster, das jedem hilft. Jeder muss seinen eigenen Weg finden.

Ein weiterer wichtiger Punkt war für mich, dass jeder Mensch Geheimnisse verbirgt. Man kann niemanden gänzlich kennen, da sich jeder im Laufe der Zeit verändert, Entscheidungen trifft, die dem Leben eine andere Richtung geben oder weil man von äußerern Umständen geleitet wird.

Auch das Thema Gewalt wird sehr genau erörtert. Sei es innerhalb einer Partnerschaft oder durch Fremde. Jeder geht damit anders um. Was aber die Meisten in dem Buch verbindet ist die Scham. Nicht auf Seiten der Täter, sondern die der Opfer. Sie fühlen sich schwach, weil sie sich nicht wehren, beschämt, weil sie nicht früher etwas unternommen haben. Das entfremdet nicht nur von anderen Menschen, sondern auch von seiner eigenen Identität und von den Freuden, die das Leben noch zu bieten hat.

Dabei verwebt sich alles zu einer eindringlichen Geschichte über Verlust, Trauer, Gewalt, aber auch Hoffnung auf eine schöne(re) Zukunft in der man wieder lachen kann.

Erzählt wird mit einfachen Worten, welche die Geschichte zwar leicht verständlich machen, die aber trotzdem tief gehen und zum Nachdenken anregen. Was will man im Leben wirklich? Was macht glücklich und wie gut kenne ich die anderen tatsächlich? Oft geht es jenen schlecht, von denen man es am wenigsten erwartet.