extrem starker Beginn, umso schwächeres Ende

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soppiketchup Avatar

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Mir fällt es extrem schwer, dieses Buch zu rezensieren und meine Meinung spoilerfrei zu begründen.
Zunächst zum einfachen Teil: Das Cover sprach mich sofort an, es wirkt so athmosphärisch, beinahe verheißungsvoll - das trifft auf den Anfang der Geschichte auf jeden Fall zu.
Sprachlich hat die Autorin die Atmosphäre der Trauer wirklich gut eingefangen, diese schraubstockartigen, beklemmenden Gedanken der Einsamkeit, des Verlorenfühlens, des Fehlens, der Hilflosigkeit, sodass man wirklich mileidet, vor allem wenn man selbst schon mal Trauer erfahren musste.
Der Schreibstil ist wirklich toll, Karla's Zeit in New York, um ihrer Schwester nahe zu sein, das an-Marie-klammern und nicht-gehen-lassen-wollen ist wirklich punktgenau beschrieben. Auch die gegenseitigen Beschreibungen der charakterlichen Eigenheiten von Marie und Karla hat die Autorin durch die wechselnden Erzählperspektiven beider Schwestern sehr gut gelöst, man taucht schnell in die jeweilige Gefühlstwelt ein, fühlt mit den Mädels mit und fliegt durch die Seiten - und hier kommt jetzt das aber: ABER nur bis zu dem Zeitpunkt, wo Marie's Geheimnis gelüftet wird. Ab da ist die Spannung unwiederbringlich dahin. Denkt man an Ende des 1. Kapitels noch "Wow, was hat Marie getan?", so denkt man nach der (zu frühen!) Auflösung leider nur "Aha, kommt da jetzt noch was?".
Thematisch hätte das Geheimnis so viel mehr hergegeben, der Spannungsbogen hätte so viel länger aufgebaut und gehalten werden können und das Ende hätte so spektakulär werden können  - wurde es aber nicht. Es endet ziemlich seicht und das Buch wird mir wohl leider nicht sehr lang im Gedächtnis bleiben, leider...

Fazit: Unfassbar starker Anfang, umso schwächeres Ende; Thematik wirklich wichtig und hätte Material für eine brisantere Story geboten; Potential wurde leider nicht ausgeschöpft; insgesamt okay mit knappen 3 von 5 Sternen.