Intensiv und berührend

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rinoa Avatar

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Karlas Schwester Marie ist gestorben und das ruhige, beschauliche Leben, das Karla bisher geführt hat ist mit einem Schlag vorbei. Obwohl sie sich eigentlich nur noch verkriechen will, reist sie nach New York, um dort Maries Wohnung aufzulösen. Dort angekommen drängen sich immer mehr Fragen auf. Warum ist Marie bei Rot über die Straße gelaufen? Und wieso hat sie diese verstörenden Bilder auf ihrem Laptop? Hat Karla ihre Schwester, die ihr so nahe stand, überhaupt wirklich gekannt…?

„So wie du mich kennst“ ist ein Buch, das noch eine Weile nachwirkt. Obwohl ich es schon vor einigen Tage beendet habe, ist mir die Geschichte von Karla und Marie immer noch sehr präsent und ich bin immer noch ein bisschen Teil ihrer Welt. Das passiert mir tatsächlich nicht sehr häufig, wenn ich ein Buch ausgelesen habe.

Dabei hatte ich zunächst einige Anlaufschwierigkeiten. Die Geschichte wird abwechselnd aus Karlas und aus Maries Sicht erzählt, jeweils in Ich-Form, was mich zu Beginn zugegebenermaßen etwas irritiert hat, da Marie ja nicht mehr lebt und ich manchmal „vergessen“ habe, wer denn nun gerade erzählt. Auch dass der Leser dadurch teilweise Dinge aus Maries Leben erfährt, die Karla vielleicht gar nicht weiß, hat mich ein paar Mal kurz stolpern lassen.
Mit der Zeit habe ich mich aber daran gewöhnt und nach Abschluss der Lektüre muss ich zugeben, dass es so genau passend und stimmig war.

Auch fand ich die ersten Seiten doch sehr verkopft, beide Schwestern schienen sich unheimlich viele Gedanken über so wahnsinnig vieles zu machen, dass ich mir selbst beim Lesen total oberflächlich vorkam, was ich sonst eigentlich nicht von mir behaupten würde. Aber auch das wurde mit der Zeit besser, vielleicht habe ich mich auch daran gewöhnt, jedenfalls hat es mich irgendwann nicht mehr gestört, wenn man davon überhaupt sprechen kann.

Stattdessen hat mich die Geschichte von Karla und Marie völlig in ihren Bann gezogen. Ich hatte wirklich das Gefühl, ein Teil von deren Welt zu sein und bin vollkommen darin eingetaucht. Als ich die letzte Seite umgeblättert hatte kam sogar ein kleines Verlustgefühl auf. Die Autorin hat es geschafft, New York, Unteroberheim und auch die Gefühle und Gedanken von Karla und Marie so lebendig werden zu lassen, dass ich wirklich das Gefühl hatte, dort zu sein, dabei zu sein und mit ihnen auf der Feuertreppe zu sitzen oder im Garten ihrer Eltern.

Für mich wirklich ein Lesehighlight, ein leises, aber doch intensives, berührendes Buch, das viel mehr zu bieten hat, als es womöglich auf den ersten Blick scheint und dabei absolut fesselnd zu lesen ist.

Ich könnte mir tatsächlich vorstellen, „So wie du mich kennst“ ein zweites Mal zu lesen. Auch etwas, das bei mir nicht sehr häufig vorkommt.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.