Trauerarbeit in New York

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laleli Avatar

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Nach dem Unfalltod ihrer geliebten Schwester Marie, die in New York als Fotografin lebte, muss Karla sich aus ihrem ruhigen Leben in der fränkischen Provinz dorthin begeben, um Maries Wohnung aufzulösen.
Dort angekommen, ist sie nicht nur mit der alltäglichen Hektik der lauten Metropole konfrontiert, der Aufenthalt in Maries Wohnung setzt auch eine intensive und schmerzhafte Auseinandersetzung mit dem Leben und Tod der Schwester in Gang. Sie lernt die Menschen kennen, die ihrer Schwester etwas bedeutet haben und schlüpft so mehr als einmal in deren Rolle.
Das Buch lebt vom Kontrast zwischen den Lebensstilen der beiden Schwestern: Auf der einen Seite das geordnete und naturverbundene Leben Karlas auf dem Dorf in Deutschland, wo alles seinen Gang geht, auch wenn Karla sich gerade von ihrem Mann getrennt hat. Auf der anderen Seite das scheinbar glamouröse, in Wirklichkeit aber auch einsame und harte Leben Maries in New York, das sich diese nach einer schmerzhaften Scheidung aufgebaut hat.
Ein weiterer roter Faden ist das Thema Gewalt gegen Frauen: Unfreiwillig werden sowohl Marie als auch Karla nacheinander Zeuginnen häuslicher Gewalt in der New Yorker Nachbarwohnung. Ähnliche Gewalt, wie auch Marie sie in ihrer Ehe kennen lernen musste und von der auch ihre Mutter nicht verschont blieb...

Was alle Erzählstränge letztlich verbindet ist allerdings nur, dass der Schoß der Familie stets Trost bietet und man gemeinsam auch den Tod der Tochter und Schwester verwinden kann, wenn man zusammenhält.
Das ist ein schöner und positiver Ausklang, auch wenn er wohl nicht immer mit der Realität übereinstimmt.
Auch wenn das Buch mich nicht gänzlich überzeugen konnte: Eine angenehme und ruhige Lektüre.