Wie viel verschweigen sich Seelenverwandte wirklich?

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sasa_moon_9 Avatar

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„Ich hatte die Nostalgie der Dinge unterschätzt. Der Mensch klammerte sich an alles. Erst an die Person, dann an die mit der Person verbundenen Dinge, dann an die Erinnerungen, und dann fiel man oder entstieg wie ein Phoenix aus der Asche." (S. 153)

Diese Geschichte ist nicht leise. Sie ist ein anschwellendes Crescendo, welches sich langsam, aber sicher, in den Gedankengängen einnistet. Dem Thema Trauerbewältigung wird hier sehr viel Raum gegeben, sodass die Atmosphäre des Buches definitiv trister ist, jedoch nie, ohne die Hoffnung aufzugeben. Es ist bedrückend, gleichzeitig fängt es die lesende Person auf!

Das Cover: Mich hat die bunte Farbpalette direkt angesprochen. Es hat mich ein wenig an ein Bild aus den 80ern erinnert und auch das Motiv wurde interessant in Szene gesetzt. Es ist ein Hingucker und definitiv eines, welches die Aufmerksamkeit aufsaugen wird.

Die Handlung: Karla hat ihre Schwester Marie durch einen schrecklichen Unfall verloren. Die beiden waren unzertrennlich - trotz der Distanz - haben täglich telefoniert und sich alles erzählt. Als Karla nach dem Tod ihrer Schwester nach New York reist, um dort die Wohnung von Marie aufzulösen, stößt sie beim Einräumen auf besorgniserregende Bilder, die sie aufgenommen hat und fragt sich, ob sie ihre Schwester jemals richtig kannte...

Meine Meinung: Mich hat das Buch definitiv zum Nachdenken angeregt. Die Trauerbewältigung in der Geschichte fand ich sehr authentisch dargestellt und wurde zum Glück nicht nur über ein paar Kapitel abgehandelt. Stattdessen ist Karlas Schmerz ein ständiger Begleiter in der Geschichte. Auch das langsame Aufdecken von Maries Geheimnis war ein zusätzlicher Spannungsfaktor, der definitiv für Dynamik in der Geschichte sorgte. Auch die feministischen Untertöne haben mir sehr zugesagt und die Geschichte bereichert. An vielen Stellen hätte ich mir jedoch gewünscht, dass ich während des Lesens noch etwas mehr mitgefühlt hätte. Hinterher habe ich noch lange über das Buch nachgedacht, doch mehr über das behandelte Thema an sich als über die Emotionen, die ich beim Lesen empfand.

Die Charaktere: Karlas Innenleben ist sehr präsent. Ich hatte das Gefühl, dass sie im Laufe der Geschichte gewachsen ist und an Mut gewonnen hat. Ihre Entwicklung hat man sehr gerne mitverfolgt und ich habe sie und ihre neugewonnene Stärke sehr bewundert. Ebenso werden Kapitel aus Maries Sicht geschildert und auch sie war eine interessante Protagonistin. Am meisten konnte mich jedoch Lynn überzeugen. Sie hat mit ihrer fröhlichen und offenen Art ein wenig Leichtigkeit in die Geschichte gebracht, die durchaus wichtig war!

Fazit: Diese Geschichte ist definitiv keine der leichten Sorte. Sie wird intensiv, und echt erzählt. Auch wenn an einigen Stellen die Emotionen nicht ganz bei mir ankamen und es gerade zum Ende hin kleinere Längen gab, so ist es ein gelungenes Buch, welches zum Nachdenken anregt. Von mir gibt es 4/5 Sternen und eine Leseempfehlung!

„Leben verpacken, das macht nur Spaß, wenn man den Neuanfang, der damit verbunden war, wirklich wollte." (S.157)