fesselnd, wüst, schön

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juemma Avatar

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„So wüst und schön sah ich noch keinen Tag“ – dies ist der schönste Buchtitel, der mir seit langer Zeit begegnet ist. Als ich diesen Titel las, musste ich sofort daran denken, ob dies vielleicht ein Zitat aus irgendeinem literarischen Werk ist. Hoch poetisch und wunderschön. Die Auflösung kommt erfahren wir in den ersten Kapiteln, es ist ein Zitat aus Shakespeares "Macbeth" . Meine Spannung war somit schon durch das Lesen der Leseprobe und der Beschreibung geweckt und ich wurde keinesfalls enttäuscht. Und zudem befinden wir uns im Genre des Jugendbuchs, bei dem es zwar häufig gute Titel gibt, aber dieser hat schon ein Alleinstellungsmerkmal.
Das Buchcover ist sehr schlicht gehalten, aber für mich ist es sehr stimmig zum Titel. Es unterstreicht die Poetik.
Das Buch hat mich überzeugt, ich wurde nicht enttäuscht. Elzabeth LaBan hat hier ein gutes Werk abgeliefert.
Schauplatz der Handlung ist das Irving-Internat. Es ist Tradition, dass die Absolventen des Abschlussjahrgangs ihren Zimmernachfolgern einen „Schatz“ hinterlassen. Duncan findet eine sehr persönliche Hinterlassenschaft in seinem neuen Zimmer vor. Zudem zieht er in das unbeliebteste Zimmer im Internat, kaum Licht, winzig klein und der letzte Bewohner war Tim, der Albino. Tim hat Duncan einen Brief und einige CDs hinterlassen. Im Brief erfährt Duncan zunächst etwas über die Vorzüge seines zuerst unbeliebt geglaubten Zimmers, danach folgt eine Erklärung zu den Cds. Duncan und Tim stehen in einer Verbindung zueinander. Im letzten Schuljahr hat sich ein tragischer Unfall zugetragen. Was genau, erfahren wir im Verlauf der Geschichte von Tim.
Der Schreibstil spricht mich an, er ist angenehm und flüssig. Es werden beim Lesen, mal wieder, nicht nur Jugendliche begeistert, da die Sprache nicht zu einfach gehalten ist. Die Passagen, in denen Tim „erzählt“ sind deutlich von der restlichen Erzählung zu unterscheiden.
Zum anderen lacht mein „Sonderpädagogen-Herz“. Durch die Thematik „Tim, der Albino“ erhalten wir Einblick in die Gefühlswelt eines Menschen, der wegen seiner Andersartigkeit Opfer von Anfeindungen, Ausgrenzung und Mobbing wurde – der am Rande der Gesellschaft steht und soziale Ausgrenzung erfährt. Ich finde es sehr gut, auch solche Themen in einem Jugendbuch zu verarbeiten. Die jungen Leser können auf diese Weise für das „Anders-Sein“ sensibilisiert werden und sich mit der Sichtweise und der Gefühlswelt des Anderen auseinandersetzen.