Tiefgründiger ruhiger Jugendroman, in dem man sich wohlfühlt
~ Kurz: Ich bin so vollkommen in diese Geschichte eingetaucht und habe mich so wohl darin gefühlt, dass sie mir jetzt schon fehlt...
Ein wundervoller, tiefgründiger Jugendroman mit wichtigen Botschaften, einem sehr angenehmen Schreibstil, überzeugenden, liebenswerten Personen, einer süßen Liebesgeschichte und faszinierendem Internats-Feeling à la "Harry Potter". ~
Inhalt
Im Irving-College, einem renommierten Internat, ist es Tradition, nach dem Auszug dem Nachfolger eine Überraschung zu hinterlassen. Duncan erhält einen rätselhaften Stapel CDs. Es stellt sich heraus, dass diese von Tim, einem Albino besprochen wurden und dass dieser seine tragische Geschichte erzählen möchte. Bald wird Duncan so in die Geschichte hineingezogen, dass er darüber oft die Zeit und manchmal fast sein eigenes Leben vergisst...
Meine Meinung
Aufmerksam bin ich auf dieses Buch geworden, weil mich der Titel so faszinierte. Er schien so poetisch, so schön, dass ich mir sicher war, auch der Inhalt des Buches würde derart liebevoll ausgearbeitet sein. Damals wusste ich noch nicht, dass der Titel ein berühmtes Zitat aus Shakespeare's Macbeth ist. Wem das schon gefällt, der wird wie ich vermutlich auch vom Rest des Buches sehr angetan sein. Je mehr man liest, umso schwerer ist man zu begeistern, doch dieses Buch bringt in mir etwas zum Klingen.
Der Einstieg war nicht ganz so leicht wie man es bei einem Jugendroman vermuten würde, denn am Anfang passiert nicht wirklich viel, und was passiert, scheint etwas in die Länge gezogen. Doch nach spätestens zwanzig Seiten beginnt es interessant zu werden - und meine Meinung über dieses Buch veränderte sich immer mehr von "Naja!" zu "Toll!!!".
Der Schreibstil ist nämlich derart angenehm, dass er es unmerklich immer mehr in die Geschichte hineinzieht, und bevor man sich versieht, rauscht man bereits mit Begeisterung durch die Seiten. Für einen Jugendroman ist die Sprache einfach extrem passend, die Sätze sind flüssig und leicht verständlich geschrieben, dennoch nicht zu einfach, zu kurz oder gar lieblos. Nein, die Autorin traut den jungen Lesern durchaus etwas zu, denn nicht nur die angesprochenen Themen sind alles andere als oberflächlich, sondern eben auch der Schreibstil. Es fällt wunderbar leicht, alles im Geiste vor sich zu sehen - das geschieht wie von alleine, hat man das Gefühl.
Auch das Setting konnte mich restlos überzeugen. Die Autorin wählt ein renommiertes Internat, bei dem man nach der Lektüre dieses Romans sicher am liebsten selbst gleich einschreiben würde - auch, wenn man den Abschluss eigentlich schon (ja, seit Jahren) in der Tasche hat. "Internatsalltag", werden nun viele danken, "wie unendlich laaangweilig!" Doch - weit gefehlt! Die Autorin beschreibt die Schule wie ein kleines Paradies - man merkt, dass sie selbst ein wenig in diese Schule verliebt ist (sie war selbst einmal auf einer ähnlichen Schule) und deshalb kann auch man auch als Leser dem Charme dieses Internats kaum widerstehen. Tage, an denen es Frühstück zum Abendessen gibt, Donut-Dekorier-Tage und einen Lehrer, der einem aus Mitleid selbstgebackene Kekse aufs Zimmer bringt - das alles macht dieses mit viel Liebe zum Detail entworfene Internat zu etwas ganz Besonderem. Beim Lesen fühlt man sich selbst wieder wie eine Schülerin, die voller Tatendrang ist, und ist bald fast ebenso fasziniert von dieser Atmosphäre wie damals von Hogwarts.
Auch die Personen gelingen der Autorin. Auch wenn man über manche nicht viel erfährt, erscheinen sie gut ausgearbeitet, sie haben Stärken, aber auch Schwächen und sind mehr als bloße Requisiten in einer Story. Manche weiß man nicht einzuschätzen und immer wieder wird man ebenso wie Tim von ihnen überrascht. Vieles überlässt die Autorin der Fantasie, nur selten werden Personen mit mehr als ein paar Worten beschrieben. Das ist sehr erfrischend.
Die Hauptpersonen sind unglaublich liebenswürdig. Ich bin ja jemand, der eigentlich weibliche Protagonisten bevorzugt, doch diese Zweifel kamen in diesem Buch gar nicht erst auf. Gerade als ich nämlich darüber nachdenken wollte, ob mir zwei Jungs als Helden so recht sind, hatte ich mich nämlich schon in mindestens einen davon verliebt. Tim ist ein ruhiger, vernünftiger Mensch, dessen größte Schwäche sein mangelndes Selbstbewusstsein ist. Als Albino hatte er es nicht leicht in seinem bisherigen Leben und jede Form von außerfamiliärer Zuneigung erscheint ihm anfangs unglaublich und wie eine Falle. Dass sein Aussehen nicht halb so "schlimm" ist wie von ihm subjektiv empfunden, zeigen viele Szenen in diesem Buch. Tim glänzt mit seinem zurückhaltenden, höflichen Charakter - ich mochte ihn jedenfalls sehr. Schon bald nach den ersten Seiten fiebert man mit ihm mit, wünscht sich unbedingt ein Happy End für ihn. Denn ein durch und durch guter Mensch wie er, hat das auf jeden Fall verdient.
Aber auch Duncan ist sympathisch. Obwohl er der eigentliche Held des Romans ist, bleibt er aber im Vergleich zu Tim blasser und distanzierter. Es will einem als Leser nicht so recht gelingen, mit ihm ebenso mitzufiebern wie mit Tim, zu überzeugend und stark wurde dieser von der Autorin geschrieben. Hier kommt auch mein einziger Kritikpunkt: Duncans Geschichte hätte etwas stärker sein dürfen, weil sie eindeutig im Schatten von Tims Geschichte steht. Wenn Duncan zugibt, dass es ihm schwer fällt, sich von Tims CDs loszueisen, dann geht es dem Leser meist auch so. Zeitweise ist es mir auch passiert, dass ich Details aus ihrem Leben vermischt habe (zum Beispiel wusste einmal die Familienverhältnisse nicht mehr) oder nicht mehr auseinanderhalten konnte. Dieser Kritikpunkt ist allerdings verschwindend gering.
Generell ist es ein sehr ruhiges Buch, das aber dennoch nie langweilig wird. Der Schulalltag wird jene, die noch nie in einem Internat waren, faszinieren, und alle anderen an früher erinnern. Über allem steht ein unheilvolles Ereignis, das Tim und Duncan immer wieder andeuten, das sie aber bis zum Ende nicht so recht verraten wollen. Aus diesem Grund steigt zwar die Spannung, aber auch die Erwartungen, so dass mir die Auflösung weniger tragisch erschien als befürchtet.
Die Liebesgeschichte ist bezaubernd, auch wenn es nicht ganz so viele gemeinsame Szenen gibt. Am wundervollsten finde ich da Vanessas kleine Bemerkungen und die Tims Faszination, diese springt nämlich ebenso auf den Leser über. Dieses Buch steckt voller süßer, kleiner Momente, die man sich einfach auf der Zunge zergehen lassen sollte.
Das Ende war mir persönlich ein wenig zu offen. Ich hätte es schon begrüßt, wenn einige Fäden nicht so lose herumschweben würden, doch auch so war es in Ordnung, und schließlich ist es die Entscheidung der Autorin. Auf jeden Fall war ich nicht enttäuscht oder wütend wie bei "Eleanor & Park" wegen des Endes. Am Schluss findet man als kleines "Extra" noch Mr. Simons Tipps für einen gelungenen Tragödienaufsatz.
Die Idee zu diesem Buch ist grandios (Ähnlichkeiten zu "Tote Mädchen lügen nicht" sind vorhanden, doch dieses Buch ist eigenständig und viel zugänglicher als ersteres; zu "Eleanor & Parks" gab es Ähnlichkeiten zur ruhigen Erzählweise, aber nicht zur Handlung). Dieses Buch verstrickt nämlich unheimlich viele verschiedene Themen und Aspekte miteinander. Die erste Liebe, die Ausgrenzung und das schwere Leben von Menschen, die anders sind als der Rest, Verantwortung und Freundschaft werden ebenso angesprochen wie die antike Tragödie, Macbeth, und Fachworte wie Monomanie und (das wichtigste aller Wörter!) Tragweite. Das Wundervolle daran ist, dass alles miteinander in Verbindung zu stehen scheint, Tims Nachname ist zum Beispiel "Macbeth" und auch die Auflösung, wer das Buch am Ende geschrieben hat, war toll durchdacht.
In diesem Buch sind nicht die beliebten Schüler die Hauptpersonen, sondern ein Außenseiter, der nicht weiter vom "Kreis der Beliebten" entfernt sein könnte. Das Buch empfehle ich deshalb sehr für Jugendliche und auch als Klassenlektüre könnte es sich eignen, weil es zeigt, wie sich diese Außenseiter fühlen, wenn sie wegen ihres Aussehens (das sie sich schließlich nicht ausgesucht haben) gehänselt werden. Diese Geschichte kann Jugendlichen helfen, Empathie zu entwickeln und die Tragweite von Mobbing zu verstehen und es zu vermeiden.
Und: Durch Tims unsicheres Verhalten und sein kritisches Beurteilen seiner eigenen Aussagen, entstehen immer wieder amüsante, dabei einfach bezaubernde Szenen, in denen man sich mit einem (imaginären) liebevollen Blick zu Tim denkt: "Ach, Tim!"
"Nur mit Unterhemd und ihrer nassen Jeans verschwand Vanessa im Bad.
"Warte!", rief ich ihr hinterher und bereute es sofort. Was sollte sie denken? Dass ich mit ins Bad wollte?" Seite 56
Mein Fazit
Das ganze Lob in einem Fazit zusammenzufassen, scheint ein Ding der Unmöglichkeit. Ich versuche es trotzdem: Ein wundervoller, tiefgründiger Jugendroman mit wichtigen Botschaften, mit einem sehr angenehmen Schreibstil, überzeugenden, liebenswerten Personen, einer süßen Liebesgeschichte und faszinierendem Internats- Feeling à la "Harry Potter".
Kurz: Ich bin so vollkommen in diese Geschichte eingetaucht und habe mich so wohl darin gefühlt, dass sie mir jetzt schon fehlt..
Uneingeschränkte Leseempfehlung, besonders geeignet für Jugendliche, als Klassenlektüre, und für alle, die ruhige Töne mögen.
Übersicht
Stärken:
* Schreibstil (flüssig, schön, ruhig)
* Personen (liebenswert, gut ausgearbeitet)
* Hauptpersonen (wundervoll, wachsen ans Herz)
* Idee (toll umgesetzt)
* faszinierendes Internatsleben
* wichtige Botschaften, tiefgründig, gute Klassenlektüre
* toller Titel
* süße Liebesgeschichte
* alles ist miteinander verwebt
* subtiler Humor, der durch die Ungeschicktheit von Tim entsteht
* offenes Ende
Schwächen:
* Einstieg nicht ganz so leicht (auf gar keinen Fall von den ersten 10-20 Seiten abschrecken lassen)
* es kam stellenweise zur Vermischung der beiden Geschichten bei mir
(* Ende vielleicht ein bisschen zu offen (Geschmackssache))
Erzählstil: Ich-Erzähler, Personaler Erzähler; Präteritum;
Perspektive: aus männlicher Perspektive (Tim und Duncan)
Bewertung:
Idee: 5 Sterne ♥
Ausführung: 5 Sterne ♥
Schreibstil: 5 Sterne ♥
Personen: 5 Sterne
Protagonist: 5 Sterne ♥
Zusatzkriterien bei diesem Buch:
Botschaften: 5 Sterne ♥
Humor: 5 Sterne ♥
Liebesgeschichte: 5 Sterne
Insgesamt:
❀❀❀❀❀ ♥
Ja, es gibt Kritikpunkte, aber haben diese Bedeutung? Fallen sie ins Gewicht? Nein! Deshalb 5 Lilien mit ♥! Diesem Buch ist ein Platz in meinem Favoritenregal sicher!
Das nächste Buch der Autorin werde ich mir nicht entgehen lassen!
Ist dieses Buch Teil einer Reihe? - Nein.
Ein wundervoller, tiefgründiger Jugendroman mit wichtigen Botschaften, einem sehr angenehmen Schreibstil, überzeugenden, liebenswerten Personen, einer süßen Liebesgeschichte und faszinierendem Internats-Feeling à la "Harry Potter". ~
Inhalt
Im Irving-College, einem renommierten Internat, ist es Tradition, nach dem Auszug dem Nachfolger eine Überraschung zu hinterlassen. Duncan erhält einen rätselhaften Stapel CDs. Es stellt sich heraus, dass diese von Tim, einem Albino besprochen wurden und dass dieser seine tragische Geschichte erzählen möchte. Bald wird Duncan so in die Geschichte hineingezogen, dass er darüber oft die Zeit und manchmal fast sein eigenes Leben vergisst...
Meine Meinung
Aufmerksam bin ich auf dieses Buch geworden, weil mich der Titel so faszinierte. Er schien so poetisch, so schön, dass ich mir sicher war, auch der Inhalt des Buches würde derart liebevoll ausgearbeitet sein. Damals wusste ich noch nicht, dass der Titel ein berühmtes Zitat aus Shakespeare's Macbeth ist. Wem das schon gefällt, der wird wie ich vermutlich auch vom Rest des Buches sehr angetan sein. Je mehr man liest, umso schwerer ist man zu begeistern, doch dieses Buch bringt in mir etwas zum Klingen.
Der Einstieg war nicht ganz so leicht wie man es bei einem Jugendroman vermuten würde, denn am Anfang passiert nicht wirklich viel, und was passiert, scheint etwas in die Länge gezogen. Doch nach spätestens zwanzig Seiten beginnt es interessant zu werden - und meine Meinung über dieses Buch veränderte sich immer mehr von "Naja!" zu "Toll!!!".
Der Schreibstil ist nämlich derart angenehm, dass er es unmerklich immer mehr in die Geschichte hineinzieht, und bevor man sich versieht, rauscht man bereits mit Begeisterung durch die Seiten. Für einen Jugendroman ist die Sprache einfach extrem passend, die Sätze sind flüssig und leicht verständlich geschrieben, dennoch nicht zu einfach, zu kurz oder gar lieblos. Nein, die Autorin traut den jungen Lesern durchaus etwas zu, denn nicht nur die angesprochenen Themen sind alles andere als oberflächlich, sondern eben auch der Schreibstil. Es fällt wunderbar leicht, alles im Geiste vor sich zu sehen - das geschieht wie von alleine, hat man das Gefühl.
Auch das Setting konnte mich restlos überzeugen. Die Autorin wählt ein renommiertes Internat, bei dem man nach der Lektüre dieses Romans sicher am liebsten selbst gleich einschreiben würde - auch, wenn man den Abschluss eigentlich schon (ja, seit Jahren) in der Tasche hat. "Internatsalltag", werden nun viele danken, "wie unendlich laaangweilig!" Doch - weit gefehlt! Die Autorin beschreibt die Schule wie ein kleines Paradies - man merkt, dass sie selbst ein wenig in diese Schule verliebt ist (sie war selbst einmal auf einer ähnlichen Schule) und deshalb kann auch man auch als Leser dem Charme dieses Internats kaum widerstehen. Tage, an denen es Frühstück zum Abendessen gibt, Donut-Dekorier-Tage und einen Lehrer, der einem aus Mitleid selbstgebackene Kekse aufs Zimmer bringt - das alles macht dieses mit viel Liebe zum Detail entworfene Internat zu etwas ganz Besonderem. Beim Lesen fühlt man sich selbst wieder wie eine Schülerin, die voller Tatendrang ist, und ist bald fast ebenso fasziniert von dieser Atmosphäre wie damals von Hogwarts.
Auch die Personen gelingen der Autorin. Auch wenn man über manche nicht viel erfährt, erscheinen sie gut ausgearbeitet, sie haben Stärken, aber auch Schwächen und sind mehr als bloße Requisiten in einer Story. Manche weiß man nicht einzuschätzen und immer wieder wird man ebenso wie Tim von ihnen überrascht. Vieles überlässt die Autorin der Fantasie, nur selten werden Personen mit mehr als ein paar Worten beschrieben. Das ist sehr erfrischend.
Die Hauptpersonen sind unglaublich liebenswürdig. Ich bin ja jemand, der eigentlich weibliche Protagonisten bevorzugt, doch diese Zweifel kamen in diesem Buch gar nicht erst auf. Gerade als ich nämlich darüber nachdenken wollte, ob mir zwei Jungs als Helden so recht sind, hatte ich mich nämlich schon in mindestens einen davon verliebt. Tim ist ein ruhiger, vernünftiger Mensch, dessen größte Schwäche sein mangelndes Selbstbewusstsein ist. Als Albino hatte er es nicht leicht in seinem bisherigen Leben und jede Form von außerfamiliärer Zuneigung erscheint ihm anfangs unglaublich und wie eine Falle. Dass sein Aussehen nicht halb so "schlimm" ist wie von ihm subjektiv empfunden, zeigen viele Szenen in diesem Buch. Tim glänzt mit seinem zurückhaltenden, höflichen Charakter - ich mochte ihn jedenfalls sehr. Schon bald nach den ersten Seiten fiebert man mit ihm mit, wünscht sich unbedingt ein Happy End für ihn. Denn ein durch und durch guter Mensch wie er, hat das auf jeden Fall verdient.
Aber auch Duncan ist sympathisch. Obwohl er der eigentliche Held des Romans ist, bleibt er aber im Vergleich zu Tim blasser und distanzierter. Es will einem als Leser nicht so recht gelingen, mit ihm ebenso mitzufiebern wie mit Tim, zu überzeugend und stark wurde dieser von der Autorin geschrieben. Hier kommt auch mein einziger Kritikpunkt: Duncans Geschichte hätte etwas stärker sein dürfen, weil sie eindeutig im Schatten von Tims Geschichte steht. Wenn Duncan zugibt, dass es ihm schwer fällt, sich von Tims CDs loszueisen, dann geht es dem Leser meist auch so. Zeitweise ist es mir auch passiert, dass ich Details aus ihrem Leben vermischt habe (zum Beispiel wusste einmal die Familienverhältnisse nicht mehr) oder nicht mehr auseinanderhalten konnte. Dieser Kritikpunkt ist allerdings verschwindend gering.
Generell ist es ein sehr ruhiges Buch, das aber dennoch nie langweilig wird. Der Schulalltag wird jene, die noch nie in einem Internat waren, faszinieren, und alle anderen an früher erinnern. Über allem steht ein unheilvolles Ereignis, das Tim und Duncan immer wieder andeuten, das sie aber bis zum Ende nicht so recht verraten wollen. Aus diesem Grund steigt zwar die Spannung, aber auch die Erwartungen, so dass mir die Auflösung weniger tragisch erschien als befürchtet.
Die Liebesgeschichte ist bezaubernd, auch wenn es nicht ganz so viele gemeinsame Szenen gibt. Am wundervollsten finde ich da Vanessas kleine Bemerkungen und die Tims Faszination, diese springt nämlich ebenso auf den Leser über. Dieses Buch steckt voller süßer, kleiner Momente, die man sich einfach auf der Zunge zergehen lassen sollte.
Das Ende war mir persönlich ein wenig zu offen. Ich hätte es schon begrüßt, wenn einige Fäden nicht so lose herumschweben würden, doch auch so war es in Ordnung, und schließlich ist es die Entscheidung der Autorin. Auf jeden Fall war ich nicht enttäuscht oder wütend wie bei "Eleanor & Park" wegen des Endes. Am Schluss findet man als kleines "Extra" noch Mr. Simons Tipps für einen gelungenen Tragödienaufsatz.
Die Idee zu diesem Buch ist grandios (Ähnlichkeiten zu "Tote Mädchen lügen nicht" sind vorhanden, doch dieses Buch ist eigenständig und viel zugänglicher als ersteres; zu "Eleanor & Parks" gab es Ähnlichkeiten zur ruhigen Erzählweise, aber nicht zur Handlung). Dieses Buch verstrickt nämlich unheimlich viele verschiedene Themen und Aspekte miteinander. Die erste Liebe, die Ausgrenzung und das schwere Leben von Menschen, die anders sind als der Rest, Verantwortung und Freundschaft werden ebenso angesprochen wie die antike Tragödie, Macbeth, und Fachworte wie Monomanie und (das wichtigste aller Wörter!) Tragweite. Das Wundervolle daran ist, dass alles miteinander in Verbindung zu stehen scheint, Tims Nachname ist zum Beispiel "Macbeth" und auch die Auflösung, wer das Buch am Ende geschrieben hat, war toll durchdacht.
In diesem Buch sind nicht die beliebten Schüler die Hauptpersonen, sondern ein Außenseiter, der nicht weiter vom "Kreis der Beliebten" entfernt sein könnte. Das Buch empfehle ich deshalb sehr für Jugendliche und auch als Klassenlektüre könnte es sich eignen, weil es zeigt, wie sich diese Außenseiter fühlen, wenn sie wegen ihres Aussehens (das sie sich schließlich nicht ausgesucht haben) gehänselt werden. Diese Geschichte kann Jugendlichen helfen, Empathie zu entwickeln und die Tragweite von Mobbing zu verstehen und es zu vermeiden.
Und: Durch Tims unsicheres Verhalten und sein kritisches Beurteilen seiner eigenen Aussagen, entstehen immer wieder amüsante, dabei einfach bezaubernde Szenen, in denen man sich mit einem (imaginären) liebevollen Blick zu Tim denkt: "Ach, Tim!"
"Nur mit Unterhemd und ihrer nassen Jeans verschwand Vanessa im Bad.
"Warte!", rief ich ihr hinterher und bereute es sofort. Was sollte sie denken? Dass ich mit ins Bad wollte?" Seite 56
Mein Fazit
Das ganze Lob in einem Fazit zusammenzufassen, scheint ein Ding der Unmöglichkeit. Ich versuche es trotzdem: Ein wundervoller, tiefgründiger Jugendroman mit wichtigen Botschaften, mit einem sehr angenehmen Schreibstil, überzeugenden, liebenswerten Personen, einer süßen Liebesgeschichte und faszinierendem Internats- Feeling à la "Harry Potter".
Kurz: Ich bin so vollkommen in diese Geschichte eingetaucht und habe mich so wohl darin gefühlt, dass sie mir jetzt schon fehlt..
Uneingeschränkte Leseempfehlung, besonders geeignet für Jugendliche, als Klassenlektüre, und für alle, die ruhige Töne mögen.
Übersicht
Stärken:
* Schreibstil (flüssig, schön, ruhig)
* Personen (liebenswert, gut ausgearbeitet)
* Hauptpersonen (wundervoll, wachsen ans Herz)
* Idee (toll umgesetzt)
* faszinierendes Internatsleben
* wichtige Botschaften, tiefgründig, gute Klassenlektüre
* toller Titel
* süße Liebesgeschichte
* alles ist miteinander verwebt
* subtiler Humor, der durch die Ungeschicktheit von Tim entsteht
* offenes Ende
Schwächen:
* Einstieg nicht ganz so leicht (auf gar keinen Fall von den ersten 10-20 Seiten abschrecken lassen)
* es kam stellenweise zur Vermischung der beiden Geschichten bei mir
(* Ende vielleicht ein bisschen zu offen (Geschmackssache))
Erzählstil: Ich-Erzähler, Personaler Erzähler; Präteritum;
Perspektive: aus männlicher Perspektive (Tim und Duncan)
Bewertung:
Idee: 5 Sterne ♥
Ausführung: 5 Sterne ♥
Schreibstil: 5 Sterne ♥
Personen: 5 Sterne
Protagonist: 5 Sterne ♥
Zusatzkriterien bei diesem Buch:
Botschaften: 5 Sterne ♥
Humor: 5 Sterne ♥
Liebesgeschichte: 5 Sterne
Insgesamt:
❀❀❀❀❀ ♥
Ja, es gibt Kritikpunkte, aber haben diese Bedeutung? Fallen sie ins Gewicht? Nein! Deshalb 5 Lilien mit ♥! Diesem Buch ist ein Platz in meinem Favoritenregal sicher!
Das nächste Buch der Autorin werde ich mir nicht entgehen lassen!
Ist dieses Buch Teil einer Reihe? - Nein.