Tims Tragödie

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evelynm Avatar

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Cover:
Das Cover fällt durch seine Schlichtheit auf: Ein Pärchen geht durch den Schnee, hinterlässt Spuren, Schneeflocken und Bäume sind im Blau des Himmels/der Nacht zu sehen. Dasselbe Motiv findet sich auf den Innenseiten wieder. Die geöffneten Torflügel am Anfang und Ende des Buches runden die Geschichte wunderbar ab.

Inhalt:
Als Duncan unter dem Tor der Irving School mit dem Motto „Tritt ein, um Freundschaft zu finden und zu schenken“ hindurch geht, beschäftigen ihn nur 2 Dinge: Welchen „Schatz“ wird er in seinem Zimmer finden? Und die Abschlussarbeit zum Thema Tragödie. Die Tradition der Schule verlangt, dass die letztjährigen Seniors ihren Nachfolgern einen „Schatz“ hinterlassen. Duncans Schatz besteht aus einem Stapel CDs, die sein Vorgänger Tim Macbeth für ihn besprochen hat. Zunächst enttäuscht und widerstrebend hört sich Duncan die erste CD an. Bald schon kann er sich der Faszination der Geschichte von Tim nicht mehr entziehen und er wird ins vorige Schuljahr und zu einem tragischen Vorfall aus dieser Zeit zurückversetzt: Tim fällt alleine schon durch sein Aussehen als Albino auf und fühlt sich den Blicken anderer ausgesetzt. Nicht nur dass er mit seinem anfälligen Körper zu kämpfen hat, verfügt er über wenig Selbstvertrauen. Dadurch wird er zum Außenseiter, obwohl er sich nichts mehr wünscht als Anerkennung und Freundschaft. Als er Vanessa kennenlernt und sich in sie verliebt, will er mehr denn je dazu gehören. Doch Vanessa ist mit dem beliebtesten, aber recht oberflächlichen Senior Patrick zusammen. Bald schon setzt Tim mit seiner Verliebtheit Ereignisse in Gang, die er nicht mehr aufhalten kann und er trifft Entscheidungen, deren Tragweite er sich nicht bewusst ist. Duncan lässt sich durch Tims Geschichte von seinem eigenen Leben ablenken, auch wenn immer klarer wird, dass beider Leben durch eine „Katastrophe“ im vorherigen Schuljahr miteinander verknüpft zu sein scheint und Duncan am liebsten nur vergessen würde.

Mein Fazit:
Elizabeth LaBan ist ein spannendes und berührendes Jugendbuch gelungen, dessen Thema auch für Erwachsene sehr interessant ist und sich gut lesen lässt. Ihre Sprache ist klar und durch die beiden Erzählungen von Tim und Duncan bekommt die Geschichte eine besondere Dynamik. Ich finde beide Charaktere sympathisch und ihre Handlungen durchaus nachvollziehbar. Beim Lesen habe ich mir selbst öfter die Frage gestellt: Wie sehr sind wir in der Lage, die Tragweite unserer Entscheidungen abzuschätzen und uns bewusst zu machen?
Durch das Zitat „So wüst und schön sah ich noch keinen Tag“ aus Shakespeares „Macbeth“ schließt sich der Kreis, denn der Nachnamen des unglücklichen Tim lautet Macbeth.