Masel tov Ben Oppenheimer
Der Schweizer Drehbuchautor und Regisseur Micha Lewinsky veröffentlicht zwei Jahre nach seinem Kinderbucherfolg bei Diogenes Zürich seinen ersten Roman mit dem Titel >>Sobald wir angekommen sind<<.
Wir lernen den seit Jahren mittlerweile ziemlich erfolglosen Schriftsteller Benjamin Oppenheimer in seiner unglücklichen Familiensituation kennen, getrennt von seiner Frau Marina, doch ohne die Wohnung richtig verlassen zu haben, auch wegen ihrer gemeinsamen Kinder Rosa und Moritz :
Rosa, die in der Schule als Jüdin beschimpft wird und tief in der Pubertät steckt,
Moritz, der in Nächten schreiend von Monstern verfolgt wird.
Ben indes wird geplagt von der ewig jüdischen Angst, die sich über seiner Familie nach der Shoa wie ein unsichtbarer Schleier gelegt hat, die Angst vor Krieg, Verfolgung und Vertreibung, symbolisch eingepackt in einen Rucksack.
Diesen abzuwerfen oder zu verlieren, würde eine große Befreiung beinhalten, wäre aber aus der Sicht von Ben auch eine unfassbare Geschichtslosigkeit, ein schier auswegloses Dilemma.
Eine unvermutete Leichtigkeit stellt sich nur dann ein, wenn er bei seiner Freundin Julia Unterschlupf findet, obschon auch diese Beziehung zwar sexuelle Befriedigung, aber auch das konkurrierende Unverständnis des kleinen Sohnes Prince mit sich bringt.
Keine praktische Lebenshilfe jedenfalls ist sein bester Freund Joachim, welcher depressiv und von Panikattacken begleitet im Krankenhaus liegt, zu viel schon hat dieser als Auslandskorrespondent des Schweizer Fernsehens von der Welt gesehen, >>man kriegt den Körper zwar aus dem Krieg, aber den Krieg kriegt man nicht so schnell wieder aus dem Körper<<.
Um endlich finanziell wieder auf die Beine zu kommen, arbeitet Ben an einem Drehbuch über sein Vorbild Stefan Zweig, doch die Begegnung mit einer potentiellen Produzentin wird abermals ein Fiasko.
Ben, der zwar nicht streng jüdisch lebt, aber dem Antisemitismus selbst durchaus widerfahren ist, verzweifelt über der Frage : fliehen oder kämpfen?
Zumindest in der Vergangenheit hatten doch diejenigen, welche rasch flohen, immer die besseren Karten gehabt.
Und plötzlich wird die Angst vor einem atomaren dritten Weltkrieg real, in zumindest in der Vorstellungskraft von Marina Oppenheimer.
Und so findet sich Ben mit seiner brüchigen Familie fast folgerichtig in einem Flieger nach Brasilien wieder, um sich erneut mit der Frage auseinandersetzen zu müssen, was er wirklich noch vorhat in diesem Leben und mit wem er es künftig tatsächlich verbringen möchte.
Seine Leidenschaft für Stefan Zweig jedenfalls, der 1936 keine Stellung gegen den Nationalsozialismus bezog, wird ihm bei der Lösung >> kämpfen oder fliehen<< eher keinen Ausweg aufzeigen.
All dies versieht Micha Lewinsky zugleich mit mit einigen Seitenhieben auf Zürich und die Schweiz selbst in einem flüssigen und gut lesbaren Roman, der die Schwierigkeit der Thematik scheinbar mühelos durch die Sprachwahl meistert.
Dabei lernen wir auch unerträgliche deutsche Zeitgenossen in Brasilien kennen, einem Land, wir ahnen es, dass nur in der Vorstellungskraft des verunsicherten Ben einen Ausweg bietet.
Und die Sympathie, die der Autor in den 27 Kapiteln des Romans gegenüber seinem Protagonisten entgegenbringt, überträgt sich bei aller Skurrilität des Benjamin Oppenheimer, der über Empathie und Egoismus zu gleichen Teilen verfügt, auf den Leser und führt uns auf einem hohen Niveau durch die abenteuerliche Handlung.
Und wer weiss - vielleicht ist der Roman auch der Grundstock eines weiteren Films von Micha Lewinsky, für die weibliche Hauptrolle jedenfalls sollte sich die Ehefrau des Autors, die deutsch-brasilianisch-schweizerische (!) Schauspielerin Oriana Schrage, schon einmal bei einem geeigneten Drehbuchautor bewerben.
Wir lernen den seit Jahren mittlerweile ziemlich erfolglosen Schriftsteller Benjamin Oppenheimer in seiner unglücklichen Familiensituation kennen, getrennt von seiner Frau Marina, doch ohne die Wohnung richtig verlassen zu haben, auch wegen ihrer gemeinsamen Kinder Rosa und Moritz :
Rosa, die in der Schule als Jüdin beschimpft wird und tief in der Pubertät steckt,
Moritz, der in Nächten schreiend von Monstern verfolgt wird.
Ben indes wird geplagt von der ewig jüdischen Angst, die sich über seiner Familie nach der Shoa wie ein unsichtbarer Schleier gelegt hat, die Angst vor Krieg, Verfolgung und Vertreibung, symbolisch eingepackt in einen Rucksack.
Diesen abzuwerfen oder zu verlieren, würde eine große Befreiung beinhalten, wäre aber aus der Sicht von Ben auch eine unfassbare Geschichtslosigkeit, ein schier auswegloses Dilemma.
Eine unvermutete Leichtigkeit stellt sich nur dann ein, wenn er bei seiner Freundin Julia Unterschlupf findet, obschon auch diese Beziehung zwar sexuelle Befriedigung, aber auch das konkurrierende Unverständnis des kleinen Sohnes Prince mit sich bringt.
Keine praktische Lebenshilfe jedenfalls ist sein bester Freund Joachim, welcher depressiv und von Panikattacken begleitet im Krankenhaus liegt, zu viel schon hat dieser als Auslandskorrespondent des Schweizer Fernsehens von der Welt gesehen, >>man kriegt den Körper zwar aus dem Krieg, aber den Krieg kriegt man nicht so schnell wieder aus dem Körper<<.
Um endlich finanziell wieder auf die Beine zu kommen, arbeitet Ben an einem Drehbuch über sein Vorbild Stefan Zweig, doch die Begegnung mit einer potentiellen Produzentin wird abermals ein Fiasko.
Ben, der zwar nicht streng jüdisch lebt, aber dem Antisemitismus selbst durchaus widerfahren ist, verzweifelt über der Frage : fliehen oder kämpfen?
Zumindest in der Vergangenheit hatten doch diejenigen, welche rasch flohen, immer die besseren Karten gehabt.
Und plötzlich wird die Angst vor einem atomaren dritten Weltkrieg real, in zumindest in der Vorstellungskraft von Marina Oppenheimer.
Und so findet sich Ben mit seiner brüchigen Familie fast folgerichtig in einem Flieger nach Brasilien wieder, um sich erneut mit der Frage auseinandersetzen zu müssen, was er wirklich noch vorhat in diesem Leben und mit wem er es künftig tatsächlich verbringen möchte.
Seine Leidenschaft für Stefan Zweig jedenfalls, der 1936 keine Stellung gegen den Nationalsozialismus bezog, wird ihm bei der Lösung >> kämpfen oder fliehen<< eher keinen Ausweg aufzeigen.
All dies versieht Micha Lewinsky zugleich mit mit einigen Seitenhieben auf Zürich und die Schweiz selbst in einem flüssigen und gut lesbaren Roman, der die Schwierigkeit der Thematik scheinbar mühelos durch die Sprachwahl meistert.
Dabei lernen wir auch unerträgliche deutsche Zeitgenossen in Brasilien kennen, einem Land, wir ahnen es, dass nur in der Vorstellungskraft des verunsicherten Ben einen Ausweg bietet.
Und die Sympathie, die der Autor in den 27 Kapiteln des Romans gegenüber seinem Protagonisten entgegenbringt, überträgt sich bei aller Skurrilität des Benjamin Oppenheimer, der über Empathie und Egoismus zu gleichen Teilen verfügt, auf den Leser und führt uns auf einem hohen Niveau durch die abenteuerliche Handlung.
Und wer weiss - vielleicht ist der Roman auch der Grundstock eines weiteren Films von Micha Lewinsky, für die weibliche Hauptrolle jedenfalls sollte sich die Ehefrau des Autors, die deutsch-brasilianisch-schweizerische (!) Schauspielerin Oriana Schrage, schon einmal bei einem geeigneten Drehbuchautor bewerben.