SOL

Spannend und divers erzählte Fantasygeschichte mit tollem Worldbuilding

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Bislang haben mich alle Bücher von Aiden Thomas wegen ihrer spannenden, einfühlsamen und diversen Erzählweise begeistert. Und auch SOL steht dem in nichts nach…

Ich hatte etwas Schwierigkeiten in die Geschichte zu kommen. Es werden im Prolog sowie in den ersten Kapiteln viele Götter, deren Kinder und ihre jeweiligen Charakteristika benannt. Es war schwer, hier den Überblick zu behalten. Ein Personenverzeichnis/Glossar hätte mir sehr geholfen. Sobald sich die Handlung auf weniger Personen konzentrierte, wurde es besser. Aber es hat dennoch eine Weile gedauert, bis ich die zehn Spieler ihrer Gottheit und ihren Fähigkeiten zuordnen konnte.

Sehr gefallen hat mir das Worldbuilding. Die Geschichte spielt in Reino del Sol - eine Welt, in der Menschen und Götter nebeneinander existieren. Ich mochte die Kontraste, mit denen die Welt skizziert wurde - Traditionen, Götterrituale und Magie auf der einen, eine moderne Welt mit Fernsehen, Jugendslang und Social Media auf der anderen Seite. Wie der Name schon andeutet, ist Reino del Sol nach lateinamerikanischem Vorbild gestaltet. Es werden daher viele spanische Namen und Begriffe verwendet. Ich konnte zwar damit leben, das meiste erschloss sich aus dem Zusammenhang, aber auch hier wäre ein Glossar eine gute Ergänzung gewesen.
Insgesamt fand ich es schön, wie selbstverständlich die Gesellschaft von Reino del Sol bzgl. der Themen Geschlecht bzw. Genderidentität eingestellt ist. Das Personen trans oder nicht-binär sind wird als etwas völlig Normales angesehen. An die im Buch genutzten gender-neutralen Pronomen habe mich schnell gewöhnt.

Hauptprotagonist Teo, von seiner Mutter liebevoll „Unruhestifter“ genannt, empfand ich als sehr sympathische Figur. Er ist rebellisch, dickköpfig und vorlaut. Anfänglich hatte ich Schwierigkeiten, Teo als 17-jährigen, also fast erwachsenen jungen Mann zu sehen. Sein Verhalten wirkte oft kindisch auf mich. Im Laufe der Handlung wurde das zwar besser, aber seine Starrköpfigkeit war dennoch manchmal anstrengend. Nichtsdestotrotz fand ich seinen Charakter nachvollziehbar und vor allem mit seinem Sinn für Gerechtigkeit hat er bei mir einen Nerv getroffen.

Die Beschreibung der Sonnenspiele, insgesamt sind es fünf Wettkampfrunden, fand ich gelungen und spannend erzählt. Eine schöne Idee war, dass die Platzierung der Teilnehmer nach jeder Runde mit einer kleinen Illustration am Seitenrand visualisiert wurde (leider waren die Symbole ein bisschen unscharf). Interessant waren auch die Charakterentwicklungen, die sich im Laufe dieser Wettkampfzeit ereignet haben. Das Verhältnis zwischen Teo und Aurelio fand ich hier besonders schön.

Die Geschichte endet dramatisch und mit einem ordentlichen Plottwist, der an sich gut vorbereitet war. Nur ein Punkt kam für mich völlig überraschend und habe ich als ein bisschen unpassend empfunden. Hier hätte ich mir ein, zwei subtile Andeutungen gewünscht (vielleicht habe ich die aber auch überlesen). Ich bin sehr gespannt, wie die Geschichte weitergeht und freue mich auf die Fortsetzung.