Jiddish

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Bisher konnte ich mit den überspitzt ironischen Büchern von David Safier nicht viel anfangen. Doch dieser zum Teil sehr authentische Roman hat mich sehr überzeugt und ich habe ihn mit sehr großem Interesse gelesen. Erzählt wird die Geschichte von Davids Vorfahren, die vor vielen Jahren aus Polen nach Wien kamen. Joschis Vater verdiente sich als Schneider mehr recht als schlecht sein Geld, während die Mutter die beiden Kinder Rosl und Joschi betreute. Waltraud, 20 Jahre jünger als Joschi, erlebte den Krieg in Bremen in einer Arbeiterfamilie, nach dem Krieg fristeten sie ihr Dasein in einem Eisenbahnwaggon. Joschis Eltern wurden während des dritten Reiches getötet wie auch fast alle seiner Verwandten in den KZs umkamen. Lediglich eine kleine Cousine überlebte den Holocaust. Rosl und er konnten sich noch rechtzeitig nach Israel absetzen. Dort konnte Joschi nie richtig Fuß fassen, arbeitete als Barmann, als Soldat bis er dann letztendlich zur See fuhr. Seine Ehe mit Dora blieb kinderlos. Noch während seiner Ehe lernte er Waltraud kennen und lieben, die inzwischen eine junge Witwe mit einer kleinen Tochter war. Während seiner Ehe mit Waltraud versuchte er es mit verschiedenen Gaststätten und Bars, er bliebt jedoch ein erfolgloser Geschäftsmann bis hin zum Konkurs. Während dieser Ehe wurde sein langersehnter Sohn David geboren. Das Ehepaar Safier kam allerdings wirtschaftlich nicht mehr auf die Beine. Das Buch beginnt 1937 und endet mit dem Tod von Waltraud 2005. Der Autor läßt uns hier tief in die Seele der jüdischen Familie blicken, er zeigt immer wieder auf, dass sein Vater das Verlassen seiner Heimat nicht verwunden hat und beruflich konnte er nie mehr so richtig Fuß fassen. Seine wunderschöne Mutter war hier die Starke, sie tat alles, damit die Familie es besser hatte, als sie in ihrer Jugend. Joschi liebte seine Frau abgöttisch und auch mit seiner Stieftochter hatte er ein gutes Verhältnis. Hier dürfen wir Zeuge werden, mit welchen Wunden sich die Kriegsgenerationen herumzuschlagen hat und trotz des Wirtschaftswunders immer wieder die Angst zurückblieb. Safier schreibt sehr eindrucksvoll, seine Sprache ist gut zu lesen und zur Unterscheidung von Waltraud und Joschi sind die Seiten in verschiedener Schrift geführt. Mir hat das sehr gefallen. Am Anfang und Ende des Buches sehen wir verschiedene Fotos der Familie Safier. Ich hätte hierzu gerne eine Bildunterschrift gehabt. Nach der Lektüre habe ich noch lange nachgegrübelt. Ein Buch, das Einblick in die deutsche Geschichte gibt.