Eine Familiengeschichte, die bewegt.

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lilli-marleen-art Avatar

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Es gibt zahlreiche Biografien und Romane, die sich mit der Verfolgung der Juden durch die Nazis beschäftigen. Das ist gut so. David Safier ist mit seiner Familiengeschichte, die er als Roman angelegt hat, etwas besonderes gelungen, denn es geht auch um das Leben danach. Wie schafft man es überhaupt als Überlebender ein "gutes" Leben zu führen?

Abwechselnd wird das Leben von seinem Vater und seiner Mutter erzählt. Joschi Safier wächst mit seiner Schwester in Wien auf. Der Nationalsozialismus trifft die jüdische Familie auf schlimmste Weise. Joschi und seine Schwester können sich nach Israel retten. Hier versucht er sich ein neues Leben aufzubauen, bis er auf Waldtraut trifft und für sie wieder in das Land der Täter zurückkehrt.

"Leben heißt leiden." Das ist das Motto von Waldtraut. Sie wächst in ärmlichen Verhältnissen auf, wird früh Witwe und damit alleinerziehend. Bis sie auf Joschi trifft.

Am meisten hat mich beim Lesen das Schicksal von Waldtraut berührt. Sie kümmert sich aufopfernd um ihre Familie und vergisst dabei ihr eigenes Glück. Sie kümmert sich erst um ihre kranke Mutter, dann natürlich um die Kinder, um das Geschäft und am Ende um ihren Mann. Ganz selbstverständlich, wie so viele Frauen schon vor ihr und nach ihr. Für mich ist sie eindeutig die Heldin der Geschichte.
Da kommt mir Joschi schon etwas unbeholfen vor, der sich ja eigentlich auch nur ein gutes Leben mit seiner Familie im Nachkriegsdeutschland aufbauen will, doch trifft er irgendwie immer die falschen egoistischen Entscheidungen.

David Safier schafft es in seinem Buch, die Figuren sehr menschlich und nahbar darzustellen. Auch die inneren Konflikte, die sie mit sich selbst austragen, werden sehr einfühlsam beschrieben.

Ein wirklich sehr gutes Buch, das einen ans Herz geht.