"Leben heißt leiden." Oder?

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justm. Avatar

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Von David Safier kennt man sonst eigentlich eher humoristisch angehauchte Bücher mit comic-haftem Einband, die vermutlich jeder, wenn nicht sogar gelesen, dann zumindest schon mal gesehen hat.

Mit "Solange wir leben" legt Safier aber wohl seinen persönlichsten Roman vor. Ist er doch die Geschichte seiner Eltern, seiner Familie, und somit irgendwie auch seine eigene.

Und diese Geschichte hat es in sich. Denn wie sagt es der Autor bereits zu Beginn ganz treffend selbst? Sie führten das Leben von großen Romanfiguren!

So nimmt Safier die Leser auf knapp 460 Seiten mit auf die Reise durch die Jahrzehnte seiner Familiengeschichte und reißt dabei auch immer wieder mal mehr (Holocaust), mal weniger (israelischer Unabhängigkeitskrieg) literarisch bereits beschrieben Ereignisse der Weltgeschichte an.
Ihm gelingt es dabei tatsächlich weitestgehend "neutral" zu bleiben; sprich selbst die negativen Charaktereigenschaften seiner Familie werden nicht unter den Teppich gekehrt.
Alles in einem Schreibstil, der einen sofort mit in diese Geschichte zieht, so daß man am Ende das Gefühl hat all diese Personen tatsächlich in ihrem Leben begleitet zu haben.

Und, wenn man dieser Geschichte Glauben schenken darf, dann war es wirklich kein leichtes Leben. Nicht umsonst soll Safiers Mutter "Leben heißt leiden." gesagt haben.

Umso schöner ist es dann aber auch zu sehen, wenn zumindest der Sohn sich aus dieser Leidens-Spirale befreien und seiner Familie mit diesem wunderschönen Buch ein Denkmal setzen konnte.