Schicksale

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Ganz ehrlich? Die Bücher, die ich bisher von David Safier in die Hand bekommen habe, haben mir nicht gefallen. Umso neugieriger war ich auf den neuen Roman, der ein ernsthafteres Thema verspricht und mir tatsächlich wesentlich mehr zusagt. Der Autor hat hier nicht nur das Schicksal seiner Eltern und nächsten Verwandten im Dritten Reich zu Papier gebracht, sondern auch das Leben seiner Mutter und seines Vaters im Nachkriegsdeutschland, ihr Kennenlernen, ihre nicht immer einfache Beziehung, ihre privaten und wirtschaftlichen Probleme und Krisen.
Wenn es um die eigene Familiengeschichte geht, ist es naturgemäß schwierig, objektiv zu sein. Safier kann seine Verbundenheit mit der Familie natürlich nicht ausblenden, aber ich finde, ihm ist eine gewisse Sachlichkeit gut gelungen, und er schildert sehr ehrlich auch die Charakterschwächen der Eltern. Er reißt dabei grundsätzliche Fragen an wie: Kann ich nach dem Krieg im Land der Mörder meiner Eltern leben? Kann ich eine nicht-jüdische Frau ehelichen? Oder verrate ich damit meine Familie?
Der lockere, lebendige Schreibstil des Autors nimmt den Leser mühelos mit auf eine Zeitreise, die nicht ganz siebzig Jahre umspannt. In mehrere Zeitabschnitte von 1937 bis 2005 unterteilt, schildern verschiedene Kapitel das Leben seines Vaters Joschi im Wechsel mit dem der wesentlich jüngeren Mutter Waltraut, ohne dass ein Moment der Langeweile aufkommt.
Also, diese Seite Safiers hat mir gut gefallen.

Eine Anmerkung noch an das Lektorat: Es haben sich einige Fehler eingeschlichen, die sicher nicht nur mir störend aufgefallen sind…