Hilfe annehmen lernen

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rauschleserin54 Avatar

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- „ Ach, kann ich nicht? Mama, du bist irgendwie total überfordert mit irgendwie fast allem, und es
wird anscheinend nicht besser, wenn du dich nicht ausruhst. Also musst du dich ausruhen!“ Plötzlich glitzerten Tränen in Miriams Augen. -

Miriam trifft es genau auf den Punkt. Jessica, ihre Mutter, 42, hat Panikattacken und auch sonst steht sie mittlerweile ziemlich neben sich. Ihre 15 jährige Teenagertochter wächst ihr über den Kopf. Der Chef aus der Werbebranche nimmt keine Rücksicht und fordert Aufgaben von zu Hause aus, trotz Krankschreibung. Hat das alles angefangen, als Thomas, ihr Mann sie verließ und in ein Baumhaus nach Brasilien ging, um einem Burnout zu entfliehen, oder ist es ihr Perfektionismus. Sie fühlt sich ziemlich verloren, wäre da nicht Hildegard, die verrückte Katzenfrau, die von allen belächelt wird. ...und dann verschwindet auch noch Miriam.....

Andrea Ulmer hat es gut geschafft, einen Spagat von einem ernsten, aktuellen Thema hin zu einem modernen Märchen zu schreiben. Der Roman ist wunderbar und einfühlsam und öffnet ein Fenster in die Welt eines Menschen, der plötzlich nicht mehr funktioniert und völlig machtlos ist in dem Augenblick. Der Körper übernimmt das Ruder und da heißt es dann runter zuschalten und sich Hilfe holen. Denn auch die Personen um einen herum nehmen das Problem wahr und leiden mit. Auch ist man selten allein, es ist nur wichtig, auch zu seiner Situation zu stehen. Ihr ist mit diesem Buch etwas Schönes gelungen, nämlich Hoffnung zu geben, Offenheit zu leben und neue Wege aufzuzeigen. Tolle Protagonisten machen die Jessicas Reise zu sich selbst zu einer hellen Freude und es darf ruhig etwas Fiktion dabei sein. Ich habe mit einem richtig tiefen Wohlgefühl diese Geschichte beendet und sie wirkte noch einige Tage nach.

Danke Andrea Ulmer!