Hilfe in Lebenskrise

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ute54 Avatar

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Der tragische Hintergrund dieses Romans hat mich sehr angesprochen, da ich ähnliche Fälle in meinem Kollegenkreis habe.
Obwohl das Cover eher positiv wirkt, ist Jessicas plötzlicher Zusammenbruch sehr angstbeladen. Der ansprechende Schreibstil ist direkt, faktenbezogen und flüssig. Man fühlt sofort mit der verzweifelten Protagonistin mit, die beim Autofahren eine Panikattacke hat . Es wird eine Angsterkrankung diagnostiziert , Autofahren und Berufstätigkeit sind nicht mehr möglich. Psychotherapie und Antidepressivum bringen keine schnelle Hilfe. Aber Jessica Hanser als alleinerziehende Mutter, mit der Abzahlung eines Bankkredites belastet und bedroht vom Verlust ihres Jobs in einer Werbeagentur, befindet sich in einer Zwickmühle. Sie muss Stress abbauen und ihr Leben ändern. Sie wohnt jedoch in einem Dorf, recht weit von Frankfurt entfernt, wo man ohne Auto aufgeschmissen ist. Miriam, die 16-jährige Tochter ist sehr verwöhnt und egozentrisch und sie hat wenig Verständnis für ihre Mutter. Sie will die Ferien bei ihrem Vater, Jessicas Ex-Mann, in Brasilien verbringen, dem es nach einer burn-out Erfahrung dort gutgeht mit seiner jungen Freundin. Er schlägt vor, Miriam zu sich zu nehmen, was Jessica total verzweifelt macht, denn ihre Tochter ist Teil ihres Lebens. Obwohl sie krankgeschrieben ist, wird sie von ihrem Chef zu Arbeit daheim aufgefordert. Die „Katzennachbarin“ jedoch zeigt Verständnis und bietet Hilfe an. Wie wird Jessica den Konflikt mit ihrer Tochter meistern?
Der weitere Verlauf der Handlung wirkt auf mich sehr unrealistisch. Man hat das Gefühl eine Angsterkrankung soll in eine Art Abenteuerreise eingebettet werden, um das Buch interessant. Die Tochter haut nach Brasilien ab, später dann in den Dschungel. Die schwerkranke Mutter folgt ihr jeweils, um sie zur Rückkehr zu bewegen. Die „Katzenfrau“ wird als Person mit einem übermenschlichen Helfersyndrom dargestellt, welche Jessica in allen Lebenslagen unterstützt. Das recht abrupte Ende wirkt noch unrealistischer. Man kann nicht einfach alles hinwerfen und dann, sehr naiv an das Gute glaubend, problemlos von vorne anfangen. Die Zwänge der Gesellschaft sind zu groß. Die Bewältigung einer Depression dauert meistens mehrere Jahre und kann oftmals nicht ganz geheilt werden.
Also Punktabzug! 3 Punkte