Manchmal braucht es wen, der einem die Augen öffnet

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hasi84 Avatar

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Jessica steht mitten im Leben und hat dieses auch vermeintlich im Griff. Sie hat einen erfolgreichen Job, ist alleinerziehende Mutter, nachdem sich ihr Mann zur Selbstfindung nach Brasilien abgesetzt hat. Doch plötzlich kann sie nicht mehr Auto fahren, Panikattacken bestimmen ihr Leben. Immer wieder versucht sie ihrer Psyche zu trotzen, was ihr misslingt. Von ihrer pubertierenden Tochter erfährt sie nur Unverständnis für ihre Situation. Trotz Krankenstandes ändert Jessica jedoch nichts an ihrem Leben, arbeitet von zu Hause weiter, lässt sich von ihrem Chef unter Druck setzen. Während ihrer Misere, dass sie trotz ländlicher Wohnsituation ihre Einkäufe mit dem Fahrrad erledigen muss, lernt sie ihre schrullige Nachbarin kennen, die weithin nur als „die Katzenfrau“ bekannt geworden ist. Und genauso, wie Katzen ihr Eigenleben haben, lebt eben diese Nachbarin auch ihr Leben wie sie es will. Warum das so gekommen ist, erfährt man erst im Laufe der Geschichte und hat einen durchaus ernsteren Hintergrund. Als Jessicas Tochter Miriam von zu Hause abhaut, erkennt sie, dass es so nicht weiter gehen kann. Schließlich sind es genau die Leute, die ihr helfen, von denen sie es am wenigsten erwartet hätte.

Ich habe mir anfangs einen eher schlichten und einfachen Roman erwartet, auch das Cover deutet eher in die Richtung einer Liebesgeschichte. Mir hat das Cover zwar sehr gut gefallen, gibt aber meiner Meinung nach einen falschen Hinweis, was man sich von der Geschichte erwarten darf. Jessica wurde sehr gut charakterisiert, sie verharmlost ihre Panikattacken und versucht sie zu verleugnen. Sie geht zwar zum Therapeuten, aber den nimmt sie nicht ernst und möchte ihre Krankheit nur schnell mit Tabletten behandeln. Das Buch zeigt auf, wie lange es dauert, bis man Einsicht gewinnt, dass man so nicht weiter machen kann. Dass die Lösung des Problems nicht in der Symptom- sondern in der Ursachenbekämpfung liegt. Weiters zeigt es, wie man in der heutigen Gesellschaft auf Dinge, wie beispielsweise Auto fahren, angewiesen ist. Die Geschichte hat mir gut gefallen, wobei die Wortwahl hin und wieder etwas plump ausfällt.