Ein beeindruckendes Buch

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
frimada Avatar

Von

Ich habe dieses Buch angefangen zu lesen, ohne zu wissen, dass es sich um einen autobiographischen Roman handelt. Im Grunde spielt das auch keine Rolle, ist aber eine Erklärung dafür, warum es dem Autor so gut gelungen ist, diese Geschichte aus der Sicht eines neunjährigen Jungen zu erzählen.

Es geht um eben diesen Jungen, Javier, der in El Salvador bei seinen Großeltern und Tanten lebt, nachdem seine Eltern in die USA geflüchtet sind. Es war Javier immer klar, dass er seinen Eltern irgendwann folgen wird und eines Tages ist es soweit: Er soll sich mit einem Schlepper auf den Weg in die USA machen. Sein Großvater begleitet ihn ein kurzes Stück, doch die eigentliche Reise muss Javier alleine mit wildfremden Menschen meistern. Und eben diese "Reise" ist Inhalt dieses Buches.

Ich finde den Schreibstil des Autors wirklich gut. Er hat es schnell geschafft, mich in die Story hineinzuziehen und konnte die Länder, durch die Javiers Weg führt, für mich lebendig werden lassen.

Javiers Erzählungen, Gedanken und Gefühle fand ich absolut authentisch und kindgerecht. (Z.B. seine Angst, eine Wassertoilette zu benutzen, weil er fürchtet, ins Meer gespült zu werden. Oder dass er noch keine Schnürsenkel binden kann und Angst hat, jemanden um Hilfe zu bitten. Sein Wunsch, von jemandem umarmt und gehalten zu werden usw.) Gerade dadurch ist die Geschichte besonders berührend.

Zugleich war die Story für mich aber auch sehr interessant, weil sie gut darstellt, wie so eine "Reise" in die USA wirklich ablaufen kann, welchen Gefahren die Menschen ausgesetzt sind, wie brutal oft gegen sie vorgegangen wird.

Ein Manko an dem Buch war, dass sehr viel Spanisch geredet wird. Ganze Gespräche werde nur auf Spanisch geführt und waren dadurch für mich nicht auf Anhieb zu verstehen. Zwar gibt es hinten im Buch ein Glossar, aber das ist nach Kapiteln aufgeteilt. Dadurch musste ich unheimlich viel suchen, um die entsprechenden Sätze oder Vokabeln zu finden. Ich wäre sehr dankbar gewesen, wenn sie einfach in alphabetischer Reihenfolge abgedruckt gewesen wären. Das ständige Nachschlagen und suchen hat den Lesefluss, vor allem in letzten Teil des Buches, doch sehr ausgebremst. Mich hat es beim Lesen so massiv gestört, dass ich deswegen bei meiner Bewertung einen Punkt abziehen musste.

Aber grundsätzlich ist dies ein Buch, dass ich wirklich gerne gelesen habe und das ich auf jeden Fall weiterempfehle.