Kindheit auf der Flucht: Der steinige Weg ins Ungewisse
Javier Zamoras „Solito“ erzählt die erschütternde Geschichte eines neunjährigen Jungen, der allein eine gefährliche Flucht von El Salvador in die USA wagt. Auf der beschwerlichen Reise wird er von Fremden begleitet, die für ihn zu einer Art Ersatzfamilie werden. Zamora, selbst Lyriker, lässt in seinem ersten Prosawerk die Erlebnisse seiner Kindheit Revue passieren, was das Buch zu einer ergreifenden und authentischen Darstellung von Flucht und Migration macht. Geboren in El Salvador und heute in Arizona lebend, hat Zamora seine Erfahrungen in diesem beeindruckenden Werk verarbeitet, das sowohl sprachlich als auch inhaltlich tief berührt.
Worum geht's?
In einer kleinen Stadt in El Salvador wächst der junge Javier bei seinen Großeltern auf. Seine Eltern, die vor dem Bürgerkrieg geflohen sind, leben bereits in den USA, doch für den Jungen sind sie kaum mehr als eine ferne Erinnerung. Als ein Schlepper beauftragt wird, Javier zu seinen Eltern zu bringen, beginnt für ihn eine Odyssee durch Mittelamerika, die Monate dauern soll. In einer Gruppe fremder Erwachsener erlebt Javier unvorstellbare Gefahren: lebensbedrohliche Bootsfahrten, schier endlose Wanderungen durch heiße Wüsten und die ständige Angst vor Entdeckung. Doch zwischen den Schrecken dieser Reise blitzen auch Momente von Menschlichkeit und Solidarität auf, die ihm die Kraft geben, weiterzumachen. Nach seiner Ankunft in den USA wird Javier lange nicht über seine Erlebnisse sprechen – bis er Jahre später dieses Buch schreibt, das sofort nach seiner Veröffentlichung gefeiert wird.
Meine Meinung
„Solito“ ist ein Buch, das mich tief bewegt hat. Javier Zamora gelingt es auf eindrucksvolle Weise, die skrupellose Maschinerie der Schlepperindustrie und die damit verbundenen Gefahren und Entbehrungen darzustellen. Gleichzeitig schildert er aber auch die Menschlichkeit, die ihm während seiner Flucht begegnet ist. Diese duale Erzählweise, die zwischen grausamen Realitäten und Hoffnung schwankt, regt zur Auseinandersetzung mit der Fluchtproblematik und dem Schicksal der Menschen an, denen nichts anderes übrig bleibt, als zu flüchten, weil legale Fluchtwege versperrt sind.
Besonders beeindruckend ist, wie Zamora es schafft, die Geschichte konsequent und detailreich aus der Sicht des neunjährigen Jungen zu erzählen, der er damals war. Der Schreibstil ist authentisch und lässt uns Leser:innen tief in Javiers Welt eintauchen. Javier ist mir sofort ans Herz gewachsen, und ich musste bei Javiers Situation (auch wenn die natürlich anders ist) daran denken, wie viele Kinder aus Ländern wie Rumänien oder Bulgarien auch bei ihren Großeltern oder anderen Verwandten aufwachsen, weil ihre Eltern als 24h-Pfleger:in oder als Erntehelfer:in in Mitteleuropa Geld verdienen müssen, um die Familie durchzubringen.
Die Figurenzeichnung, vor allem von Javier und seinen nahen Verwandten, ist gelungen. Andere Charaktere bleiben jedoch größtenteils eindimensional und schablonenhaft. Das erkläre ich mir durch die kindliche Perspektive, aus der heraus die Geschichte erzählt wird, weshalb ich dies nicht als großen Mangel empfunden habe. Das Buch weist an einigen Stellen Längen auf, doch überwiegend hat es mich gut unterhalten und emotional bewegt. Trotz des Wissens um den letztlich erfolgreichen Ausgang bleibt die Geschichte spannend und fesselnd.
Ein Kritikpunkt, der mich davon abhielt, dem Buch die volle Punktzahl zu geben, sind die vielen spanischen Ausdrücke, die immer wieder auftauchen. Da ich selbst kein Spanisch spreche, musste ich häufig zum Glossar blättern, was meinen Lesefluss erheblich gestört hat. Eine Lösung mit Fußnoten wäre hier eindeutig besser gewesen.
Fazit
„Solito“ ist ein kraftvolles und bewegendes Buch, das auf eindrucksvolle Weise die Geschichte einer kindlichen Flucht erzählt. Auch wenn der ständige Gebrauch spanischer Ausdrücke den Lesefluss für mich etwas beeinträchtigt hat, überwiegen die positiven Aspekte des Buches. Eine klare Leseempfehlung für alle, die sich für die Thematik der Flucht und die damit verbundenen menschlichen Schicksale interessieren. Daher vergebe ich 4 von 5 Sternen.
Worum geht's?
In einer kleinen Stadt in El Salvador wächst der junge Javier bei seinen Großeltern auf. Seine Eltern, die vor dem Bürgerkrieg geflohen sind, leben bereits in den USA, doch für den Jungen sind sie kaum mehr als eine ferne Erinnerung. Als ein Schlepper beauftragt wird, Javier zu seinen Eltern zu bringen, beginnt für ihn eine Odyssee durch Mittelamerika, die Monate dauern soll. In einer Gruppe fremder Erwachsener erlebt Javier unvorstellbare Gefahren: lebensbedrohliche Bootsfahrten, schier endlose Wanderungen durch heiße Wüsten und die ständige Angst vor Entdeckung. Doch zwischen den Schrecken dieser Reise blitzen auch Momente von Menschlichkeit und Solidarität auf, die ihm die Kraft geben, weiterzumachen. Nach seiner Ankunft in den USA wird Javier lange nicht über seine Erlebnisse sprechen – bis er Jahre später dieses Buch schreibt, das sofort nach seiner Veröffentlichung gefeiert wird.
Meine Meinung
„Solito“ ist ein Buch, das mich tief bewegt hat. Javier Zamora gelingt es auf eindrucksvolle Weise, die skrupellose Maschinerie der Schlepperindustrie und die damit verbundenen Gefahren und Entbehrungen darzustellen. Gleichzeitig schildert er aber auch die Menschlichkeit, die ihm während seiner Flucht begegnet ist. Diese duale Erzählweise, die zwischen grausamen Realitäten und Hoffnung schwankt, regt zur Auseinandersetzung mit der Fluchtproblematik und dem Schicksal der Menschen an, denen nichts anderes übrig bleibt, als zu flüchten, weil legale Fluchtwege versperrt sind.
Besonders beeindruckend ist, wie Zamora es schafft, die Geschichte konsequent und detailreich aus der Sicht des neunjährigen Jungen zu erzählen, der er damals war. Der Schreibstil ist authentisch und lässt uns Leser:innen tief in Javiers Welt eintauchen. Javier ist mir sofort ans Herz gewachsen, und ich musste bei Javiers Situation (auch wenn die natürlich anders ist) daran denken, wie viele Kinder aus Ländern wie Rumänien oder Bulgarien auch bei ihren Großeltern oder anderen Verwandten aufwachsen, weil ihre Eltern als 24h-Pfleger:in oder als Erntehelfer:in in Mitteleuropa Geld verdienen müssen, um die Familie durchzubringen.
Die Figurenzeichnung, vor allem von Javier und seinen nahen Verwandten, ist gelungen. Andere Charaktere bleiben jedoch größtenteils eindimensional und schablonenhaft. Das erkläre ich mir durch die kindliche Perspektive, aus der heraus die Geschichte erzählt wird, weshalb ich dies nicht als großen Mangel empfunden habe. Das Buch weist an einigen Stellen Längen auf, doch überwiegend hat es mich gut unterhalten und emotional bewegt. Trotz des Wissens um den letztlich erfolgreichen Ausgang bleibt die Geschichte spannend und fesselnd.
Ein Kritikpunkt, der mich davon abhielt, dem Buch die volle Punktzahl zu geben, sind die vielen spanischen Ausdrücke, die immer wieder auftauchen. Da ich selbst kein Spanisch spreche, musste ich häufig zum Glossar blättern, was meinen Lesefluss erheblich gestört hat. Eine Lösung mit Fußnoten wäre hier eindeutig besser gewesen.
Fazit
„Solito“ ist ein kraftvolles und bewegendes Buch, das auf eindrucksvolle Weise die Geschichte einer kindlichen Flucht erzählt. Auch wenn der ständige Gebrauch spanischer Ausdrücke den Lesefluss für mich etwas beeinträchtigt hat, überwiegen die positiven Aspekte des Buches. Eine klare Leseempfehlung für alle, die sich für die Thematik der Flucht und die damit verbundenen menschlichen Schicksale interessieren. Daher vergebe ich 4 von 5 Sternen.