Sehr zäh

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aischa Avatar

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Da ich privat immer wieder mit Menschen mit Fluchterfahrung zu tun habe, hat mich dieses Buch sehr interessiert. Javier Zamora schreibt hier über seine eigene Flucht von El Salvador in die Vereinigten Staaten von Amerika. Er soll seinen Eltern folgen, die die illegale und gefährliche Landroute durch mehrere mittelamerikanische Länder bereits erfolgreich bewältigt haben. Der neunjährige Javier ist dabei praktisch unvorbereitet, er ist komplett auf den guten Willen der Schlepper und die Hilfe völlig fremder, anderer Flüchtenden angewiesen.

So spannend das Thema, so misslungen ist leider die Umsetzung. Ich musste mich weitgehend durch den Text kämpfen, der - von wenigen spannenden Stellen abgesehen - nur so von endlos scheinenden Wiederholungen und überflüssigen, langweiligen Details wimmelt. Wann er welche Tortillas zu essen bekam, wie genau sie zubereitet wurden und inwiefern sie sich von denen in seiner Heimat unterschieden, mag für den neunjährigen Jungen wichtig gewesen sein, mich als Leserin hat es eher ermüdet. Extrem störend fand ich die Flut an spanischen Ausdrücken, oftmals noch dazu im Slang. Zwar gibt es ein nach Kapiteln angeordnetes Glossar mit den deutschen Übersetzungen, aber aufgrund der Vielzahl an fremdsprachigen Wörtern war ich praktisch während der gesamten Lektüre nur am Hin- und Herblättern. Mag sein, dass man hier die Authentizität beibehalten wollte, das englische Original lässt die spanischen Ausdrücke komplett unübersetzt. Dennoch darf dies meines Erachtens nicht völlig zu Ungunsten der Lesbarkeit gehen. Und auch vom Übersetzerteam Wasel/Timmermann bin ich nicht gerade begeistert: "Coyote" ist im englischsprachigen Raum eine geläufige Bezeichnung für Schlepper, dies mit dem deutschen "Kojote" zu Übersetzen macht wenig Sinn.

Ich habe großen Respekt vor allen Menschen, die Leib und Leben riskieren, um sich ein besseres Leben aufzubauen als dies in ihren Herkunftsländern möglich ist. Und ich denke, dass es viel zum gegenseitigen Verständnis beiträgt, wenn wir über Biografien von Geflüchteten erfahren. Leider ist "Solito" so schlecht geschrieben, dass ich die Lektüre nicht empfehlen kann, es gibt weitaus bessere Bücher zu dieser Thematik.