Absolut gelungenes Debüt mit viel Herz(schmerz) und Tränengarantie

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justm. Avatar

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Ellis und Easton kennen sich seit sie Kinder sind, gingen in eine Klasse und haben vieles miteinander durchgestanden. Insofern erstaunlich, da die Beiden total unterschiedliche Backgrounds haben: Ellis, das Einzelkind, deren Eltern mehr weg, als (für sie) da sind, und Easton mit den beiden Brüdern und Eltern, die so auch im Bilderbuch existieren könnten.
Alles könnte so schön sein. Bis es das auf einmal nicht mehr ist. Und Ellis nach Kalifornien zieht.


Autorin Kristin Dwyer gelingt tatsächlich die feine Gratwanderung, die Geheimniskrämerei bezüglich der Hintergründe dieses Umzugs so weit hinauszuzögern, daß man unbedingt wissen will, was los war, ohne daß man davon genervt ist, ein weiteres Kapitel lesen zu müssen, bis man der Lösung einen Schritt näher kommt.
Dafür bemüht sie Rückblenden, die vom Entstehen der Freundschaft und dem immer enger werdenden Band zwischen Easton und Ellis berichten und die so ein immer klareres Bild zeichnen, warum es zum Umzug, ja beinahe schon der Verbannung, kam.
Befürchtete ich im fortschreitenden Verlauf des Buches, daß es eventuell ein beinahe schon lachhafter, vielleicht sogar kindischer, Grund sein würde, der die ganze Situation eher absurd, als dramatisch, darstellen würde, so wurde ich glücklicherweise eines Besseren belehrt.

Dwyer schafft so nicht nur eine absolut glaubhafte (und gut geschriebene) Geschichte, die einen von der ersten Seite an in ihren Bann zieht, sondern gleichzeitig auch Figuren, deren Tun und Denken man durchweg verstehen kann.
Sie ist im Stande die unterschiedlichen Auffassungen ihrer Charaktere zu zeigen, ohne daß man für den Einen oder die Andere Partei ergreifen würde. Alle haben irgendwie Recht. Und Unrecht.

Man könnte manchmal fast vergessen, daß man zwei 18-jährigen dabei zusieht, wie sie versuchen Fuß im Leben und in der Liebe zu fassen, denn ist es ja nicht nur diese Altersgruppe, die "einfach" miteinander reden müßte, um ihr Leben ein wenig leichter zu machen.

Und obwohl ich wohl eher nicht mehr zur Zielgruppe für Young Adult-Novels gehöre, so war dieses Buch ganz sicher eines der besten, das ich in den letzten Monaten gelesen habe und beinahe am Stück verschlungen habe, hätte ich nicht zwischendurch auch mal schlafen müssen.

Ein Debüt so voller Gefühl, Wahrheit und, manchmal schon schmerzhafter, Ehrlichkeit, daß ich an mehr als einer Stelle ein Taschentuch brauchte.

Von mir daher eine absolute Lese-Empfehlung!