Ist der Aberglaube stärker als die Gefühle?

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reishimura Avatar

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Das Cover des Buches mit seinen bunten Streifen ist mir sofort ins Auge gestochen und hat mich neugierig gemacht. Der dazugehörige Klappentext tat dann noch sein Übriges.
Shea Anderson kann es nicht glauben, als ihr Freund ihr einen Heiratsantrag mit einem Vintage Ring macht. Weiß er doch eigentlich genau, dass so etwas für sie überhaupt nicht in Frage kommt. Denn der Aberglaube ihrer Nonna, dass der Ring das Karma der vorherigen Ehen in sich trägt, ist tief in ihr verwurzelt. Shea begibt sich auf eine Reise in die Vergangenheit und versucht herauszufinden, wer denn Ring vor ihr besessen hat und wie Ehen verlaufen sind. Dabei findet sie nicht nur einiges über die ehemaligen Besitzerinnen heraus, sondern auch über sich selbst.
Bis zum Schluss, war ich mir unklar darüber, was ich von Shea halten soll. Ihren tiefverwurzelten Aberglauben kann ich bis zu einem gewissen Grad noch verstehen, denn auch ich hege und pflege denn einen oder anderen. Mir ist bewusst, dass das meiste davon wahrscheinlich Unsinn ist, aber es ist so tief in die Wolle gefärbt, dass ich es einfach nicht abschütteln kann.
Was mich bei Shea besonders irritiert und gestört hat, war ihre zwiegespaltene Beziehung zu ihrer Schwester Annie und ihrem Verlobten John. Einerseits scheint sie für beide tiefgehende Gefühle zu haben und teilt gerne ihr Leben mit beiden. Andererseits ist sie immer wieder extrem selbstsüchtig und kümmert sich nicht um die Gefühle der beiden.
Genauso komplex wie Sheas Charakter ist auch die Vorgeschichte des Ringes. An manchen Stellen ist mir dies fast ein wenig zu viel geworden, wenn auch jede einzelne Station des Ringes seinen ganz besonderen Charme versprüht hat. Gerade der erste Teil in Italien hat mir besonders gut gefallen, da man hier auch das italienische Lebensgefühl besonders gut gespürt hat. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich Italien uns insbesondere Rom gut kenne und mich aufgrund dessen besser in die Geschichte hineinversetzen konnte.
Wie so oft in Büchern und Filmen wird der Grund des Roadtrips im Laufe der Zeit immer mehr zur Nebensache und die Suche nach dem „Selbst“ tritt in den Vordergrund. Dieses Buch ist dabei keine wirkliche Ausnahme, wenn auch hier die Selbstfindung lange Zeit eher unterschwellig passiert.
Der Schreibstil von Autorin Jesse Rosen hat mir sehr gut gefallen. Die Beschreibungen waren anschaulich, ohne langatmig zu wirken und ihre Personen sehr lebhaft und glaubwürdig. Ich habe schnell in die Geschichte reingefunden und wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.
Der Roman war zwar ein wenig anders als ich es erwartet habe, aber es war alles in allem, ein sehr angenehmes Lesevergnügen. Ein wenig erinnert es mich an die eher tiefsinnigen Liebeskomödien der 90iger Jahre. Ohne Spice und Smut, dafür mit echten tiefgehenden Gefühlen, die nicht immer nur positiv sind.