Der amerikanische Lebenstraum der Sheridan Grant

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gisel Avatar

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Sheridan Grant lebt in ihrer Adoptivfamilie in Nebraska Anfang der neunziger Jahre. So ganz scheint sie ihren Platz nicht in der Familie zu finden, trotz ihrer innigen Liebe zu ihrem Adoptivvater, der ihr diese auch zurück gibt. Sheridan ist wie alle Jugendlichen auf der Suche nach der Liebe, nach einem Lebenspartner, nach ihrer Zukunft und nach dem großen Geheimnis ihres Lebens, wer denn ihre leiblichen Eltern sind. Unerwartet findet sie tatsächlich ein Bröckchen Wahrheit und erfährt schließlich, dass ihre Mutter die Schwester ihrer Adoptivmutter ist. Lange bleibt es allerdings unklar, warum Tante Rachel die Hintergründe zu dieser Adoption verschleiern wollte und gleichzeitig so biestig zu Sheridan ist.
Mit der Geschichte um Sheridan Grant erobert die Autorin Nele Neuhaus ein neues Genre für sich. Der Hintergrund dazu scheint gut recherchiert zu sein, und wie auch ihre Krimis ist das Buch gut zu lesen und klug durchdacht. Sheridan ist mir im wesentlichen sympathisch, doch manchmal denke ich, ob sie denn wirklich denselben Fehler mehrmals begehen muss, so ganz nachvollziehen kann ich ihre Handlungen nicht immer. Auch müsste sie nicht wirklich so viele Schicksalsschläge ereilen, das war mir dann des Guten zuviel.
Es ist wohl eher ein amerikanisches Buch, das den „American Dream of Life“ in einer für uns Europäer neuen Facette zeigt. Das fand ich sehr spannend, sind unsere Träume hier doch etwas anders gelagert, (noch) ist es nicht so einfach hier, den Traum vom Tellerwäscher zum Millionär nachzuvollziehen und nachzuahmen. Etwas unpassend fand ich die erotisch angehauchten Seiten, das hatte ich nach der Leseprobe nicht erwartet und finde sie für den Verlauf der Geschichte auch nicht wirklich wichtig. Dafür liegen andere Seiten brach, z.B. ihr musikalisches Genie, das sie doch immerhin bewogen hat, im jugendlichen Alter ein erfolgreiches Musical zu schreiben.
Das Buch ist, wie alle Bücher von Frau Neuhaus, sehr spannend und flüssig geschrieben, so dass ich mich kaum aus der Geschichte rausreißen konnte, um meinen eigenen Verpflichtungen nachzugehen. Das Ende scheint etwas arg in der Luft zu hängen, da warte ich nun eigentlich auf eine Fortsetzung, obwohl das nirgendwo erwähnt wird.
Mit ihrem Mädchennamen hat sich Nele Neuhaus ein gutes Standbein außerhalb ihrer Krimireihe geschaffen, und ich bin mir sicher, dass sie auch noch weitere gute Ideen ausbrütet, auf die sie mich neugierig gemacht hat.