Gefühlvolle Erzählung, die leider etwas ins Unglaubwürdige abrutscht

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kimvi Avatar

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Sheridan Grant ist mit ihrem Teenagerleben in der Provinz von Nebraska alles andere als zufrieden. Sie lebt mit ihrer Adoptivfamilie auf einer großen Farm. Sheridan liest und singt sehr gerne, doch diese Talente hält ihre Adoptivmutter Rachel für nutzlos. Sie nutzt jede Gelegenheit um Sheridan zu schikanieren und mit Haus- und Farmarbeit einzudecken. Ihr Adoptivvater ist weniger streng zu Sheridan, mit ihm versteht sie sich deutlich besser. Als sie sich jedoch mit den falschen Freunden auf einem verbotenen Gelände erwischen lässt, und dann vom Polizeirevier abgeholt werden muss, reagiert auch der Vater streng. Sheridan ist enttäuscht und zieht sich vom Familienleben zurück. Sie kann es kaum erwarten endlich alt genug zu sein, um die Farm und die Adoptivfamilie zu verlassen. Eines Tages entdeckt sie geheimnisvolle Tagebücher, die ein wenig Abwechslung in ihr eintöniges Leben bringen. Sie beschließt außerdem, nach ihren eigenen Wurzeln zu suchen und endlich herauszufinden, wer ihre richtigen Eltern waren, die ja vor vielen Jahren bei einem Unfall starben.....


Die Geschichte wird in der Ich-Form aus der Sicht von Sheridan geschildert. Man taucht in die Gedanken und Gefühle des jungen Mädchens ein. Sie wirkt sehr lebendig, sodass man sich mühelos in die Hauptprotagonistin und ihre Umgebung hineinversetzen kann. Sheridan ist ein sympathisches Mädchen, das im Verlauf der Erzählung zu einer jungen Frau heranreift. Der Schreibstil von Nele Löwenberg ist sehr flüssig und angenehm lesbar. Es gelingt ihr hervorragend, die Orte und Protagonisten so zu beschreiben, dass man sie regelrecht vor Augen hat.

Sheridans Gefühle, auf ihrem recht mühsamen Weg ins Erwachsenenleben, werden sehr gut vermittelt. Man fiebert dadurch regelrecht mit ihr mit. Obwohl die Geschichte sehr interessant und gefühlvoll geschrieben ist, hinterlässt sie zuweilen einen etwas unglaubwürdigen Eindruck. Denn Sheridan erlebt hier wirklich viel und lässt kaum einen Schicksalsschlag aus. Dadurch wirkt die Geschichte etwas überladen und driftet ins Klischeehafte ab. Die neidische und boshafte Adoptivmutter, der Adoptivvater der kaum Zeit hat, ein hinterlistiger Bruder und jede Menge Affären, sind da nur einige Beispiele. Etwas weniger Dramatik hätte der Erzählung sicher sehr gut getan.

Insgesamt gesehen habe ich mich beim Lesen sehr gut unterhalten und den nicht ganz dünnen Roman innerhalb eines Tages durchgelesen. Daran kann man gut erkennen, dass mich die Autorin auch mit dieser Geschichte wieder ganz in ihren Bann ziehen konnte. Die Entwicklung der Erzählung konnte mich allerdings nicht so ganz begeistern, denn auf mich wirkte einiges viel zu dick aufgetragen und dadurch extrem unglaubwürdig. Der ein oder andere Schicksalsschlag weniger, wäre für die Gesamthandlung sicher besser gewesen. So habe ich mich häufig dabei erwischt, dass ich mit hochgezogenen Augenbrauen die klischeehaften Wendungen beobachtet haben. Bei meiner Bewertung bin ich deshalb auch hin- und hergerissen. Denn der Plot selbst hat mir sehr gut gefallen und durch den lebendigen Schreibstil konnte ich mir alles mühelos vorstellen und in die Geschichte eintauchen. Doch die vielen Schicksalsschläge und Wendungen haben bei mir einen etwas unzufriedenen Beigeschmack hinterlassen. Deshalb vergebe ich auch "nur" drei von fünf Bewertungssternen.