Nebraska: Heiß und ungemütlich

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mammutkeks Avatar

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Tja, da hat sich nun Frau Löwenberg/Neuhaus ihren Traum erfüllt und "ein ganz anderes" Buch geschrieben. Was mich schon beim ersten Blick auf das Cover stutzig gemacht hat, hat sich durch die komplette Lektüre durchgezogen: Was soll das mit einem Pseudonym, das bereits durch den Aufdruck "Nele Neuhaus schreibt als Nele Löwenberg" ad absurdum geführt wird. Wollte Frau Löwenberg verhindern, dass Taunus-Krimi-Leser enttäuscht sind, weil sie nun eben keinen weiteren Fall von Bodenstein und Kirchhoff bekommen, dann hätte sie einfach beim Löwenberg bleiben können. Ein nicht gerade einfallsreiches Pseudonym - vor allem mit dem Vornamen -, aber immerhin. Hätte sie - wie jetzt geschehen - ihren bekannten Namen für einen eher durchschnittlichen Roman mit anderem Thema nutzen wollen, hätte auch "Nele Neuhaus" gereicht. Ich finde das jetzige Vorgehen eher peinlich und ziemlich kontraproduktiv.

Zum Inhalt: Sheridan Grant wird 16, lebt auf der Willow Creek, einer riesigen Farm in Nebraska, und ist auf der Suche nach sich selbst. Sie weiß, dass sie von ihren Eltern adoptiert wurde, als zweijähriges Mädchen kam sie auf die Farm und in die Familie, in der es bereits vier ältere Brüder gab. Ihre Eltern seien bei einem Verkehrsunfall gestorben, erfährt sie, mehr jedoch nicht.
Sheridan ist ganz anders als ihre Eltern und Geschwister. Sie liebt Musik, das Reiten, ist offenherzig und nicht religiös-verklemmt wie insbesondere ihre Adoptivmutter. Und sie lernt in diesem "Sommer der Wahrheit" die Liebe kennen - in allen Facetten, den gewollten und ungewollten, den schönen und unschönen.
Dazu erfährt sie ihre wahre Geschichte - und damit auch die Geschichte ihrer Familie, in der nichts so gut ist, wie es zu sein scheint.

Löwenberg/Neuhaus ist mit "Sommer der Wahrheit" kein wirklich neues Stück Literatur geglückt. Neben störenden Wiederholungen ist mir vor allem die fehlende inhaltliche Raffinesse aufgestoßen. Sex, Leidenschaft und Vergewaltigung werden irgendwie nebeneinander gestellt, ohne weitergehende Reflexion, was das insbesondere für eine 16jährige junge Frau zu bedeuten hat.
Die Landschaft und die Cowboy- und Farmgepflogenheiten sind starre Kulissen, verströmen nur wenig Leben und wenig Kenntnis. Die Anspielungen auf "Vom Winde verweht" sind mehr als deutlich - aber auch die bringen dem Roman für mich keine Eigenständigkeit und keinen Esprit.
Immerhin war er schnell zu lesen - zwischendrin sicherlich unterhaltsam und spannend, aber insgesamt bleiben mir zu viele inhaltliche Mängel. Die Protagonistin Sheridan, aus deren Ich-Perspektive der Roman geschrieben ist, ist mir wenig sympathisch, ist zu naiv, zu wenig reflektierend. Und die andauernden Verliebtheiten und seltsamen Sex-Abenteuer sind momentan wohl Trend. Auch die anderen Figuren sind seltsam starr: Die Adoptivmutter nur böse und berechnend, der Adoptivvater ein Mann, der dauernd nur wegschaut und den Intrigen seiner Frau nach zwanzig Jahren plötzlich nicht mehr gewachsen ist, der jüngste Bruder ein kleines, verwöhntes Monster usw. usw.
Ich war nicht unbedingt enttäuscht, denn ich hatte keine großen Erwartungen. Mich hat nur das Spiel mit dem "großen" Namen geärgert - und die Lektüre nicht wirklich begeistert zurückgelassen. Daher nur 2 Sterne!