Nichts ist, wie es scheint

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struppel Avatar

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Das Cover fand ich recht ansprechend, die grauen Wolken lassen erahnen, dass hinter der Idylle des Landlebens vielleicht auch dunkle Seiten stecken. Nele Neuhaus Bücher sind sehr bekannt, von daher lassen sich wahrscheinlich gewisse Erwartungen an das Buch nicht vermeiden. Auch wenn es sich hierbei um einen anderen Stil zu handeln scheint.
Sheridan ist ein rebellischer Teenager, lebt mit ihren Adoptiveltern auf dem Land im gefühlten Nirgendwo. Sie wird aufgrund einer Kleinigkeit von der Polizei aufgegriffen, was ihren hoch angesehenen Vater gar nicht gefällt. Die Beziehung zu den Adoptiveltern scheint recht gespannt, das Leben wird und wurde für Sheridan immer eingeschränkt, dem sie sich auf ihre Art zu widersetzen versucht. Die Mutter ist sehr streng und pisackt Sheridan mit zusätzlichen Aufgaben, wo sie nur kann. Das Leben ist für das junge Mädchen nicht einfach, sie flieht in die Musik und Liebesabenteuer. Als Spannungsbogen zieht sich die Geheimnistuerei um ihre Herkunft, der sie durch Zufall Stück für Stück auf den Grund geht, durch das Buch.
Der Schreibstil ist sehr angenehm, das Buch liest sich sehr flüssig, die Seiten fliegen im Nu dahin, was natürlich auch an der sich aufbauenden Spannung liegen kann. Denn es werden schon am Anfang Andeutungen gemacht, dass in der Vergangenheit Dinge geschehen sind, die zum einen verdrängt und vergessen werden wollten und zum anderen einen Einfluss auf das Folgende und insbesondere auf Sheridans Leben haben könnten. Die Protagonisten sind sehr schön beschrieben, man kann sich die einzelnen Familienmitglieder sehr gut vorstellen und Sheridan wirkt anfangs sehr sympathisch, hingegen ihre Adptivmutter das Grauen zu sein scheint. Sheridan entdeckt die Sexualität und das auf eine Weise, die ich für ihr Alter etwas übetrieben dargestellt fand. Sie scheint ja in jedem männlichen Wesen nur das eine zu sehen und verführt auf extreme Art. Auch was sie alles erleben und durchmachen muss, fand ich ein wenig überzogen - gleich mehrere Vergewaltigungen bzw. -versuche, die extremen Sticheleien der Adoptivmutter, die Übergriffe ihres Adoptivbruders? Das führte zu einem Stirnrunzeln meinerseits über längere Abschnitte hinweg, die Glaubwürdigkeit litt darunter ziemlich, ebenso wie die meine Sympathie für Sheridan. Auch wenn das ihr Bedürfnis nach Liebe und Anerkennung ausdrücken soll. Sheridan versucht, das Geheimnis ihrer Adoption aufzudecken. Dies ist so ziemlich der einzige rote Faden des Buches. Man kann jedoch schnell erahnen, was dahinter steckt, dann fällt das ein wenig in den Hintergrund und am Ende überschlagen sich die Ereignisse.
Es passiert sehr viel in dem Buch, dennoch gibt es langatmige Strecken, in denen nichts ausschlaggebendes passiert. Ich habe ein interessantes Buch über das Erwachsenwerden und den ersten großen Lieben erwartet, gespickt mit ein paar Familiengeheimnissen. Doch ich wurde ein wenig enttäuscht ob der doch etwas unglaubwürdigen Ereignisse, die sich da aneinanderreihen. Das Buch ist trotz allem eine schöne Unterhaltung - es liest sich dennoch sehr gut und ist eine nette Lektüre.