Ein Rivivaltrip mit Stärken und Schwächen

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barbara62 Avatar

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Die Leseprobe zu diesem Roman hat mich angesprochen, ebenso wie das stimmungsvolle, aber nicht kitschige Cover im Gegenlicht. Die Grundidee des Buches – drei Freundinnen, die sich nach einem zufälligen gemeinsamen Urlaub in Portugal vor 25 Jahren mit 50 am alten Ort zu einem Revivaltrip wiedertreffen – fand ich interessant. Die Verschiedenheit der Charaktere versprach gute Unterhaltung und die drei Zeitebenen, der Urlaub 1989 und seine Vorgeschichte, die 25 Jahre, die inzwischen ins Land gegangen sind, während derer die Frauen so gut wie keinen Kontakt zueinander hatten, und die erneute Reise 2014, bieten jede Menge Stoff jenseits des Genres „seichter Frauenroman“.

Sowohl mit 25 Jahren als auch jetzt im Alter von 50 stehen Hanne, Claude und Miriam an Wendepunkten, doch während ihnen damals noch alle Wege offenstanden, sind die Möglichkeiten nun deutlich eingeschränkt, es gilt, „den Schrott der ersten 50 Jahre aufzuräumen“. Hanne, die geschiedene Mutter von vier Kindern und marathonlaufende Yogalehrerin, Claude, die singende Barfrau in ihrem Hamburger „Duckdalben“, die nie eine Beziehung auf Dauer führen konnte, und Dr. Miriam Ferber, die emanzipierte Karrierefrau mit Familie und Hund, deren Hamsterrad sich unentwegt dreht, wollen Bilanz ziehen und die Weichen für die Zukunft stellen. Dieser Teil des Romans von Kirsten Wulf hat mir gut gefallen und liest sich locker-einfach, unterhaltsam, aber nicht flach. Mehr hätte es in meinen Augen nicht gebraucht. Leider wird im letzten Drittel des Buches dann aber eine alte Geschichte hochgekocht, die Gefühle wallen auf, es wird gezickt und kleine Dramen werden unnötig aufgeblasen.

Diesen letzten, für mich langatmigen Teil mit dem allgemeinen Happy End habe ich nur noch überflogen, in Erinnerung bleiben werden mir die schönen Eindrücke von Portugal und die drei interessanten Frauenbiografien.