Brisantes Wochenende am See

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manjula Avatar

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Ein tolles Buch, das ich gar nicht aufhören konnte zu lesen, und das meine Erwartungen (aus der Leseprobe) sogar noch deutlich übertroffen hat.

Ein Elternpaar verbringt mit seinen zwei erwachsenen Söhnen und deren Partnerin und Partner zum letzten Mal ein Wochenende im Haus am See. Der kurz bevorstehende Verkauf des langjährigen Sommerdomizils - über den die Söhne nicht begeistert sind - und das Ertrinken eines kleinen Nachbarjungen wirken als Katalysator der unter der Oberfläche verborgenen Konflikte, die es in jeder der drei Zweierbeziehungen gibt, und der psychischen Probleme, mit denen sich die Familienmitglieder herumschlagen (und deren Ursache sich nach und nach erahnen lässt). Die Beteiligten scheinen einander zu lieben, aber sie alle haben Hintergedanken, Geheimnisse, Doppelbödigkeiten. Fehleinschätzungen, Ängste, Überforderung und unterschiedliche Erwartungen prägen ihr Verhältnis. Wie im richtigen Leben gibt es viel Unausgesprochenes. Das legt der Autor in all seiner Brisanz nach und nach offen, indem er schonungslos die Gedanken der Protagonistinnen und Protagonisten darstellt. Dazu werden alle Abschnitte abwechselnd aus der Perspektive der handelnden Personen erzählt.

So ist dem Autor ein vielschichtiges, interessantes aber trotz aller Dramatik nicht anstrengendes Buch gelungen. Einzig kritisch empfinde ich das auf die letzten Seiten dann doch sehr gefällige Ende, und mir bleibt auch die Figur Diane etwas zu farblos.

Der Schreibstil ist klar und direkt. Der Bucheinband mit seinen kräftigen Farben und der Wasseroptik hat meine Aufmerksamkeit erregt. Cover und Buchtitel zusammen lassen eher auf eine Sommerschmonzette schließen - was das Buch definitiv nicht ist. Mir gefällt diese ironische Dissonanz.

Absolute Leseempfehlung für alle, denen es Spaß macht, in Köpfe hineinzugucken.