Für die Ewigkeit

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
dicketilla Avatar

Von



Berlin 1935, der ehemalige Max Reinhardt Schüler, Johannes Steiner, geht seiner ersten Theaterpremiere entgegen. Er ist nervös, wird er den Romeo überzeugend spielen können.
Judith, Jüdin und Tochter des Theaterinhabers, zerstreut seine Zweifel, sie ist im Stück und im Leben seine Julia. Doch in der entscheidenden Szene sticht nicht Julia sich den Dolch in den Körper, nein Judith tötet Johannes und verflucht ihn zur Ewigkeit, als Strafe für seinen Verrat., bis er sein Vergehen wieder gutmacht, anschließend tötet sich dann selbst. Was hatte sie mit anhören müssen, als Johannes mit seinem Onkel, Brigadeführer der SS, besprach?

70 Jahre später,
Caroline lebt mit ihrer alkoholabhängigen Mutter und ihrem 8. jährigen Bruder zusammen. Der Vater hatte sich vor Jahren umgebracht. Sie studiert entgegen der Vorstellungen ihrer Mutter Schauspiel und hat sogar ein Stipendium erhalten. Nachdem ein Vorsprechen schief lief, bekommt sie unerwartet einen Anruf, zu einem Vorsprechen für die Rolle der Julia. Carlos, ein junger Regisseur, möchte mit Romeo und Julia, das verfallene Theater “Bimah” neues Leben einhauchen, und Presse und Senatoren überzeugen. Auch ihre Freundin Mia spricht für diese Rolle vor, die dann aber Caroline erhält.
Johannes lebt als Geist im Theater, hat die Fackeln der Nazis zertreten, das Feuer nach den Bomben gelöscht und so manchen Nachmieter erlebt. Als er Caroline erblickt, muss er sofort an seine Judith denken, und hilft ihr abends beim Einstudieren ihrer Rolle. Die anfängliche Scheu Carolines, wandelt sich bald in Zuneigung. Mia dagegen kann es nicht verwinden, dass sie die Rolle nicht erhalten, sich um die Requisiten und Kostüme kümmern soll. Sogar Ben, ein bekannter Jungschauspieler, interessiert sich für Caroline und lässt sie abblitzen. Ein Sinken des Schiffes Bimah käme ihr da recht.

Romeo und Julia, was für zahlreiche Geschichten finden sich in der Literatur wieder.
Diesmal begegnen wir einem Romeo, der Buße tun muss, und eine Julia, die in Selbstmitleid versinkt, und langsam zu sich selbst findet. Ein Theater, das wie in einem Dornrösschenschlaf verweilt, und durch einen Traum wieder zu Leben erwacht. Und wie schon einst im alten Verona werden auch hier die Fäden der Intrige gesponnen. Das alte Spiel, neu erdacht, der heutigen Zeit angepasst, immer wieder gern gelesen. Eine wandlungsfähige Caroline, deren liebevoller Umgang mit ihrem kleinen Bruder zu Herzen geht. Mia, die einst engste Freundin, sich immer mehr zu einer verbissenen, zu ihrem Vorteil bedachten Person entwickelt. Ihre Familie das Haus einer jüdischen Familie bewohnt, Judiths Elternhaus. Johannes, der erfahren muss, wie einst Romeo, seine Liebe ehrenhaft, aber dennoch durch Missverständnis in den Tod führt. Ein jüdisches Theater, neu zum Leben erwacht, deren jüdischer Name “Bimah” Bühne bedeutet.

Und so betritt der Leser diese Bühne, bei der sofort der Funke überspringt, Theaterluft eingeatmet, hinter den Kulissen geschaut, .Romantik knistert.
Ellen Alpsten hat uns ein wunderschönes Buch geschenkt. Wer wünscht sich nicht auch solch einen Geist, der es vermag, zu sich selbst, Liebe zu finden, verzaubert zu werden.
Als Caroline und Johannes gemeinsam in den Berliner Himmel schauen, erleben sie ihren Sommernachtszauber, und ich war dabei.