Schöne Bilder, aber eine anstrengende Protagonistin

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herrwieland Avatar

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Ich mag die Niederlande und ich mag das Meer. Beides ist der Rahmen der Handlung dieses Buches, und beides ist gut in Szene gesetzt. Die Autorin weiß Stimmungen zu beschreiben und skizziert kurze Augenblicke stark, so dass die Gefühle des Moments beim Leser ankommen.

Das sind meine Highlights im Roman »Sommerschwestern«. Wenn die Frauen die Düne hochrennen, wie sie es als Mädchen getan haben. Oder wenn eine von ihnen durch das niederländische Städtchen spaziert und sich ihre Gedanken macht, ob sie hier vielleicht leben wolle.

Alle Schwestern - vier an der Zahl - sind eingeladen, von ihrer Mutter, an den Ort, wo einst ihr Vater verunglückte. Jede trägt ihre Probleme mit sich, keine ist unbeschwert; wie es so ist, unter Erwachsenen. Daraus hätte eine tiefsinniges soziales Geflecht gesponnen werden können. Aber weil es an jeder Stelle irgendwie »spannend« bleiben soll, weil Erklärungen immer wieder aufgeschoben werden, empfand ich diese Geschichte als sehr anstrengend.

Dass Yella, die Protagonistin, 33 Jahre alt, Mutter zweier Kinder, sich von ihrer älteren Schwester und von ihrer Mutter wiederholt antwortlos stehen ließ, konnte ich schlecht ertragen. Einer Protagonistin, der ständig Unglück widerfährt, die sich zu keiner Haltung aufraffen kann, mag ich nicht durch das Buch folgen. Das strengt mich an, da ist mir eher nach Fremdscham als dass es mein Mitfühlen hervorruft.

Mein Eindruck war, dass dieses Buch bereits mit Blick auf eine TV-Verfilmung geschrieben wurde. Sehr unterschiedliche Schwestern, so dass sich fast jede Zuschauerin wiederfinden kann. Eine Handlung, die nicht auf den Punkt kommt, die durch das Auslassen von Antworten die Spannung hochzuhalten versucht. Und am Ende gibt's bestimmt ein Happy End. Aber das weiß ich nicht so genau, bis dahin bin ich nicht gekommen.