Wie geht es weiter bei den Neshovs

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tkmla Avatar

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Sonntags in Trondheim ist der vierte Teil der Familiensaga um die Neshovs von der norwegischen Autorin Anne B. Ragde.
Die verbliebenen Mitglieder der Familie Neshov leben alle ihr eigenes Leben. Untereinander haben sie fast gar keinen Kontakt mehr. Der ursprüngliche Familiensitz und Hof in Trondheim ist einsam und verlassen. Der älteste Bruder und Bestattungsunternehmer Margido nutzt ihn nur noch als Lager für seine Särge und kümmert sich um das nötigste. Margido kämpft mit einer beginnenden Depression. Er kann sich zu nichts mehr aufraffen und fühlt sich müde und abgeschlagen. Nichts bereitet ihm mehr Freude.
Sein jüngerer Bruder Erlend lebt mit seinem Mann Krumme und den gemeinsamen drei Kindern ein luxuriöses und exzentrisches Stadtleben. Die Erinnerungen an seine Kindheit und seine Mutter will er am liebsten vergessen. Er ist glücklich mit seiner selbstgewählten und turbulenten Großfamilie, in der er nach einigen Startschwierigkeiten total aufgeht.
Die Nichte der beiden und Tochter ihres verstorbenen Bruders Torunn hatte sich ebenfalls komplett von der Familie zurückgezogen. Sie hat Wohnung, Job und den Anteil an ihrer Tierklinik aufgegeben, um mit ihrem Freund Christer und seinen Schlittenhunden zu leben. Mittlerweile ist die Liebe stark abgekühlt, wenn sie denn überhaupt vorhanden war. Torunn lebt nur noch aus Kostengründen bei Christer und wartet auf den Tag, an dem sie ihn endlich verlassen wird.
Als dieser Tag dann plötzlich kommt, besinnt sie sich wieder auf ihre Familie und besucht spontan Margido, oder besser gesagt überfällt ihn.

Die Erzählperspektive wechselt in regelmäßiger Reihenfolge zwischen Margido, Erlend und Torunn. Dabei schafft es die Autorin aus jeder Sichtweise eine eigene Stimmung zu erzeugen. Das Erzähltempo passt sich der jeweiligen Figur an, von unaufgeregt und pragmatisch bis zu hektisch und überdreht.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich denke, es ist auf jeden Fall noch Erzählpotential für eine weitere Fortsetzung vorhanden.