Das neue Decameron

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buecherfan.wit Avatar

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Fay Weldon ist eine Autorin, die ich schon lange kenne und schätze. Unter ihren Romanen ist besonders Beste Feindinnen hervorzuheben, aber auch Splitting, Miss Felicitys Geheimnis oder Die Teufelin, dessen Verfilmung sie auch bei uns bekannt gemacht haben dürfte. Sie schreibt Frauenliteratur, aber nicht langweilige Beziehungsgeschichten, wie man sie bis zum Überdruss gesehen hat. Ihre Romane haben meist eine spritzige, ausgefallene Handlung und überzeugen vor allem durch Ironie und  bissigen Witz.

Im vorliegenden Buch hat sie sich den großen Boccaccio mit seinem Decameron aus der Mitte des 14. Jahrhunderts zum Vorbild genommen. 1348 fliehen sieben Mädchen und drei junge Männer vor der Pest in ein Landhaus außerhalb von Florenz. Jeder von ihnen muss pro Tag eine Geschichte erzählen und das 10 Tage lang. So kommt eine Sammlung von 100 ganz unterschiedlichen Novellen zusammen: sie sind komisch oder tragisch, fein, derb oder erotisch. In Spa Geflüster - im Original "The Spa Decameron " - kommen 16 Frauen für 10 Tage in einem Wellness-Hotel zusammen, und sie beginnen gleich am ersten Abend mit dem Geschichtenerzählen, für das sie den modernen Rahmen des Spiels "Wahrheit oder Risiko" wählen.

Die Leseprobe beginnt mit der Einführung der Protagonistin Phoebe Fox, deren Mann durch Unachtsamkeit das Haus unbewohnbar gemacht hat und anschließend zu seiner kranken Mutter in die USA geflogen ist. Phoebe sieht bei ihrer Friseurin und Vertrauten Pauline die Werbung für das Castle Spa und bucht für die 10 Tage zwischen Weihnachten und Neujahr einen Luxusaufenthalt in diesem Haus. Im Vorfeld dieser Reise werden bereits die ersten Geschichten erzählt, denn die Friseurin Pauline hört und sieht viel, und auf diese Weise erfährt auch Phoebe vom tragischen Schicksal von drei Frauen aus ihrem Bekanntenkreis. Im Zug lernt sie dann Mira Miller kennen, die ebenfalls den Aufenthalt im Castle Spa gebucht hat, und freundet sich mit ihr an.

Schon die ersten 40 Seiten sind sehr vielversprechend und lesen sich gut. In den ersten vier Kapiteln ist Phoebe die Ich-Erzählerin, dann wechselt mit Kapitel 5 die Perspektive, wenn mit der Trophäenfrau die erste ihre Geschichte erzählt. Sie hat wegen Mordes zwei Jahre im Gefängnis gesessen. Ihre Geschichte verspricht spannend zu werden und die der anderen, völlig unterschiedlichen Frauen auch. Ich habe den Eindruck, dass dies wieder ein sehr lesenswerter Roman ist.