Der Schmetterlingsforscher, der Schachspieler und die Historikerin

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clara_fall Avatar

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Diese drei Personen bilden das Handlungsdreieck, weshalb letztendlich der Schmetterlingsforscher Frost grausam verstümmelt in seinem Gewächshaus gefunden wird. Diesen Fall aufzuklären haben Ingrid Nyström, durch den schweren Unfall ihres Vorgesetzten plötzlich an dessen Stelle aufgerückt, und Stina Forss, gerade aus ihrer alten Heimat Deutschland geflüchtet und auf einen Neuanfang hoffend.
Sie sehen sich einem verwirrenden Netz von Spuren und Hinweisen gegenüber, für dessen Entwirrung sie zeitweise ungewohnte Wege beschreiten müssen, die nicht immer den Dienstanweisungen entsprechen. Doch das macht das Ermittlerteam um so sympathischer. Nichts erscheint berechenbar und manchmal blitzt auch feiner Humor hindurch und gibt den Figuren ein individuelles Gesicht.
Auch ein Einblick in ihr Privatleben zeigt, dass nichts einem Bilderbuch entspricht, sondern auch hier hat alles seine persönlichen Ecken und Kanten.
Die Kapitel/Leseabschnitte enden meist mit einem Spannungsmoment, der sich dann aber erstmal einige Seiten verliert, weil über andere Geschehnisse berichtet wird, die ebenfalls wieder ihre eigene Spannung aufbauen. Das animiert zwar immer wieder zum Weiterlesen, aber manchmal hat man das Gefühl, man kann diesen Faden nicht mehr aufnehmen, alles verliert sich irgendwo und wird oft dann nur noch nebenbei wieder aufgenommen. Der Leser wird so angeregt, sein eigenes Bild zusammenzubauen und Schlüsse zu ziehen. Trotzdem hätte ich mir manchmal gewünscht, mancher Spannungseffekt würde nicht so schnell verpuffen, sondern länger beibehalten bleiben.
In der Gesamtheit ist es eine absolut schlüssige Geschichte, bis zur letzten Seite geschehen Dinge, die atemloses Lesen garantieren. Das Autorenpaar hat zwar auch diesen unverwechselbaren skandinavischen Schreibstil, aber durch die "Rückkehrerin" Stina wird oft ein Bogen nach Deutschland geschlagen, was sicher besonders den deutschen Leser freuen wird, um sich gedanklich wieder etwas aufwärmen zu können. ;-) Von Mankell hatten wir "Vor dem Frost", nun haben wir also "Später Frost" ....... wobei mir noch nie so ein herrlich mehrdeutiger Titel untergekommen ist. Zusammen mit dem Cover winkt uns das Buch schon von weitem aus der Skandinavienecke zu und lässt jetzt schon große Vorfreude auf die Fortsetzung dieser Serie zurück.