Einschläfernd

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pmelittam Avatar

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Ein alter Mann wird brutal ermordet in seinem Gewächshaus gefunden. Im Laufe der Ermittlungen stellt sich heraus, dass er mehr als ein Geheimnis hatte und schließlich führen die Spuren nach Jersualem, 1948, in die Entstehungszeit des Staates Israel.

Ich lese sehr gerne skandinavische Kriminalromane und auch gerne einmal neue Autoren. Der Debütroman des Autorenduos Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson konnte mich jedoch nicht wirklich überzeugen, vor allem hat mich der Roman gelangweilt, schlimmer noch, er wirkte richtiggehend einschläfernd auf mich.

Dabei ist die Thematik sehr interessant und im Laufe der Handlung wird mehr als ein Geheimnis aufgedeckt, was das Ganze noch interessanter machen – könnte, denn so richtig ausgereizt wird nichts davon. Stattdessen verliert sich das Geschehen in den viel weniger interessanten persönlichen Nebenschauplätzen der Ermittler.

Der Roman wird in mehreren Perspektiven erzählt, auch in denen zweier Personen, die man lange nicht einordnen kann, was Spannung hätte erzeugen können, es aber leider auch nicht tut. Insgesamt wird alles irgendwie betulich erzählt und konnte mich bis kurz vor Ende überhaupt nicht packen.

Auch die Charaktere wirken betulich, z. B. Ingrid Nyström, gerade Chefin der Ermittlergruppe geworden, schon Großmutter, Ehefrau eines Pastors – und genau so kommt sie auch herüber; nur einmal konnte sie mich wirklich überzeugen,:As sie mit einem Vorgesetzten Tacheles redet. Ein anderer Ermittler isst gerne, alle anderen bleiben eher blass und wirken wie Staffage. Stina Forss, Halbschwedin, bisher Polizistin in Berlin, jetzt auf Probe in Växjö, dem Ort der Handlung, wirkt zunächst auch wenig interessant, sie hat zwar ein Problem mit ihrem Vater, hier gibt es aber nur ein paar Andeutungen, später werden weitere Probleme offenbar, so dass man sich am Ende fragt, wie sie überhaupt noch Polizistin sein kann. Da dieser Roman der erste Fall für Nyström und Forss ist, scheint sie es auch weiterhin zu bleiben, für mich ein Rätsel. Sie wirkt auf mich zudem sehr künstlich. Insgesamt kommen mir die Charaktere eher wie Stereotype als wie echte Menschen vor.

Ein Lob möchte ich der Übersetzung aussprechen. Ich mag es, wenn in den Romanen das schwedische „Du“ erhalten bleibt, es mag zunächst etwas ungewohnt wirken, wenn alle sich duzen, macht es aber authentischer.

Insgesamt leider ein Kriminalroman, der mich nicht packen konnte und der mich nicht dazu animiert, weitere Romane von Voosen und Danielsson lesen zu wollen. Empfehlen möchte ich den Roman nicht, ich vergebe aber wegen der Thematik, der logischen Auflösung und der Übersetzung gerade noch 3 Sterne.