Es ist alles ganz anders

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buecherfan.wit Avatar

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Der Debütroman des deutsch-schwedischen Autorenduos Voosen und Danielsson spielt in Växjö in Schweden. Die junge Kommissarin Stina Forss, eine Deutsch-Schwedin, gibt ihre Stelle in Berlin und ihren Freund Sebastian aus zunächst unbekannten Gründen auf und fängt in Schweden noch einmal ganz unten an. Dort lebt ihr kranker Vater, zu dem sie aber offensichtlich ein sehr schwieriges Verhältnis und seit langem keinen Kontakt mehr hat. Ihre Chefin in Växjö ist Ingrid Nyström, die nach dem schweren Unfall ihres Chefs Gunnar Berg sehr plötzlich zur Leiterin der Dienststelle befördert worden ist und ebenfalls gerade ihren ersten Arbeitstag in der neuen Funktion hat. Wenige Tage später wird der betagte Insektenforscher Balthasar Melchior Frost, ein Engländer, der seit Jahrzehnten in Schweden lebt, grausam ermordet und verstümmelt in seinem Gewächshaus aufgefunden. Wer tötet einen alten Mann und aus welchen Gründen? Die Polizei tappt völlig im Dunkeln und ermittelt in alle Richtungen. Eingebettet ist die Geschichte um die Ermordung von Frost in eine Rahmenhandlung, die nach Jerusalem im Jahr 1948 führt. Dort wird auf den Wagen des Diplomaten Wennerberg ein Terroranschlag verübt. Im Kugelhagel sterben Wennerberg, ein Franzose und der Fahrer. Das Schicksal des vierten Mannes im Auto, des Sekretärs Henrik, ist zunächst ungeklärt. Nach Auffinden einer nicht identifizierbaren Leiche wird er für tot erklärt.
Das Autorenduo Voosen/Danielsson hat einen sehr komplizierten, um nicht zu sagen verworrenen Plot entworfen, bei dem der Leser bis zum Schluss mit Sicherheit weder Täter noch Motiv erraten kann. Nichts ist, wie es scheint. Rätselhafte Figuren tauchen auf, wie zum Beispiel eine Frau namens Maria, die sich zeitweise am Tatort aufhält, dem Täter in die Quere kommt und später in panischer Angst zu entkommen versucht oder ein Unbekannter, der sich seit langer Zeit im Wald aus einem Versteck eine rätselhafte Zahlen- und Buchstabenkombination abholt, beim letzten Mal aber wutentbrannt ohne Beute abzieht. Hinzukommt eine Vielzahl von Themen, die mit dem Mord zu tun haben könnten oder aber auch nicht, zum Beispiel Homophobie oder Ausländerfeindlichkeit. Dadurch bekommt der Roman eine gesellschaftskritische Komponente, denn die Autoren zeigen, dass das ach so liberale Schweden weder in den 50er Jahren noch zu Beginn des 21. Jahrhundert wirklich liberal war bzw. ist.
Der Roman liest sich nicht schlecht, aber er ist zu verwirrend und unübersichtlich, um wirklich spannend zu sein. Die Charakterisierung der Hauptfiguren, vor allem des sehr gegensätzlichen Ermittlergespanns Nyström/Forss ist gut gelungen. In Bezug auf die Figur der Stina Forss gibt es allerdings noch Erklärungsbedarf: Wie gestaltet sich die erste Begegnung mit ihrem Vater und was ist ihr in der Vergangenheit widerfahren? Vieles deutet darauf hin, dass die Autoren eine Serie planen, und als Leser darf man gespannt sein auf die Fortsetzung.