Verwirrung um einen Mordfall

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anni1609 Avatar

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Inhalt:
Die Kommissarin Ingrid Nyström erhält aufgrund eines Unfalls ihres Vorgesetzten, Gunnar Berg, die Möglichkeit zur Übernahme der Leitung der Kriminalpolizei in Växjö. In diese große Aufgabe muss sie sich erst einmal einfinden. An ihrem ersten Tag als Vorgesetzte, erhält sie eine neue Mitarbeiterin, Stina Forss, aus Deutschland. Diese ist aus privaten Gründen von Berlin nach Schweden gekommen und möchte sich dort eine neue Existenz aufbauen. In Schweden muss Forss allerdings erst einmal erneut die Polizeischule besuchen, damit sie die gleichen Befugnisse, die sie in Deutschland bereits hatte, erhält.
Nach nur etwa einer Woche werden Nyström und Forss zu einem Mordfall gerufen. Der Tatort liegt abgelegen, etwas entfernt von Vaxjö, sehr einsam in der Einöde. Das Opfer ist ein Insektenforscher, Balthasar Melchior Frost. Er war Engländer und ist vor über 50 Jahren nach Schweden gekommen.
Nyström und Forss stoßen schnell auf Ungereimtheiten, das Privatleben des Mordopfers betreffend. Sie ermitteln in vielerlei Richtungen und bringen erst nach einiger Zeit Licht in das Dunkel des Falles. Durch die Ermittlungen machen sie sich in höheren Kreisen der schwedischen Gesellschaft nicht gerade beliebt.
Die Aufklärung des Mordes ist dafür umso überraschender.

Beurteilung:
Hintergrund des Romans stellt der Mord an Balthasar Melchior Frost dar und die damit verbundenen Ermittlungen in seinem Leben, aber vor allem auch in seiner Vergangenheit.
Das Autorenpaar versteht es von Beginn an Spannung aufzubauen und diese für den Leser während der kompletten Handlung nicht mehr abfallen zu lassen.
Im Mittelpunkt der Handlung steht das Ermittlerduo Nyström / Forss. Die beiden Frauen werden von den Autoren umfassend und detailliert dar- und vorgestellt. Bei beiden spielt neben der Haupthandlung auch das Privatleben eine große Rolle. Die Autoren bauen Informationen aus dem Privatleben fließend in die Handlung mit ein. Dadurch fällt es dem Leser sehr leicht, sich in beide Protagonistinnen hinein zu denken und zu fühlen. Beide Hauptfiguren sind zudem sehr sympathisch gezeichnet worden. Das um sie aufgebaute weitere Team der Kriminalpolizei beinhaltet verschiedenste Charaktere, mit wiederum unterschiedlichsten Fähigkeiten. Das Team wird sympathisch, zusammen passend und sehr authentisch.
Weitere Hauptfigur stellt das Mordopfer Frost dar. Vor dem Mord erfährt der Leser nichts über diese Person, nach der Tat dafür umso mehr. Es wird sein Leben detailliert recherchiert und auch die Vergangenheit wird ordentlich rekonstruiert. Gerade die Vergangenheit des Opfers stellt in der Handlung einen wichtigen Punkt dar.
Der Ablauf des Krimis ist durchaus spannend – von Beginn an. Die Autoren haben es geschafft, dass der Aufbau sehr flüssig ist. Die Handlung ist weitestgehend chronologisch aufgebaut. Zu Beginn wird dem Leser ein Vorfall aus dem Jahr 1948 in Jerusalem geschildert, dessen Bedeutung er zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht erahnen kann. Anschließend beginnt die Handlung in der Gegenwart. Der Krimi ist in verschiedene Abschnitte unterteilt, die jeweils aus untergeordneten Kapiteln bestehen. Der erste Abschnitt umfasst noch ca. eine Woche an Handlungszeitraum, unterteilt in Unterkapitel. Die folgenden Abschnitte umfassen jeweils nur einen Tag, wobei diese auch noch zusätzlich in Unterkapitel unterteilt sind. Innerhalb eines Tages ermitteln verschiedene Personen parallel, weshalb innerhalb kürzester Zeit verschiedenste Ergebnisse präsentiert werden können. Besonders schön ist es für den Leser, dass es viele Unterbrechungen und somit keine zu langen Kapitel gibt. Das Lesen kann bei Bedarf zügig unterbrochen, aber auch ebenso schnell wieder beginnen werden. Jedes Ende eines Unterkapitels signalisiert dem Leser entweder den Wechsel der Erzählperspektive oder einen örtlichen oder zeitlichen Sprung.
Die Autoren verwenden kurze, präzise formulierte Sätze. Diese Sätze sind stets mit viel Inhalt versehen. Verschachtelungen sucht man in diesem Krimi vergebens. Der Roman ist leicht verständlich und sehr gut lesbar.
Besonders auffällig für mich waren die Dialoge. Die Autoren ziehen durch den kompletten Krimi einen Roten Faden im Bereich der Ansprache. Jede Person wird geduzt. Dabei gibt es keinerlei Ausnahmen. Die Dialoge sind zudem von Beginn an stark vertraulich.
Die Erzählperspektive ist stets in der 3. Person gewählt, wechselt allerdings ständig die Personen, aus deren Sicht das Geschehene geschildert wird.
Für den Leser stark von Vorteil sind die Zusammenfassungen, die ab und zu in die Handlung mit eingebaut werden. Dabei lässt Kommissarin Nyström das bereits Geschehene nochmals Revue passieren und bespricht dies mit dem gesamten Team. Dadurch, dass die Handlung doch sehr rasant ist, bieten die Autoren dem Leser somit nochmals Gelegenheit, sich an das bereits Geschehene zu erinnern.
Das Ende bleibt in Bezug auf die Lösung des Mordfalls nicht offen. Allerdings steht einer Fortsetzung des Ermittlerduos nichts im Wege. Diesbezüglich lassen die Autoren den Wunsch nach weiteren Büchern auch deutlich durchblicken.

Fazit:
Der vorliegende Schwedenkrimi hat mir sehr gut gefallen. Das Autorenduo hat eine sehr schöne Art des Schreibens und vor allem haben sie durch die undurchsichtigen Zusammenhänge von Beginn an Spannung aufgebaut. Der Krimi ist für den Leser nicht schnell zu durchschauen. Es bedarf einer längeren Zeit, bis einem die Zusammenhänge erkennbar werden.
Die Art und Weise des Schreibens ist sehr angenehm.
Ich freue mich bereits jetzt über neue Fälle von Ingrid Nyström und Stina Forss, samt dem weiteren Team der Kriminalpolizei.
Auf jeden Fall eine Leseempfehlung für schöne, spannende, ungezwungene Lesestunden!