Ein Plädoyer für die stillen Lämmchen

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scarletta Avatar

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Da stehen die Tierkinder auf der Wiese und beratschlagen, was sie denn gemeinsam spielen können. Die Vielfältigkeit ihrer unterschiedlichen Interessen und Leidenschaften bringt sie auf die Idee, Zirkus zu spielen. Hier können doch alle ihre speziellen Talente einbringen.
Die tanzbegeisterte Maus möchte Seiltänzerin sein, der große Elefant bietet sich einfallsreich dem starken Bären gleich als Gewicht zum Hochstemmen an. Auch Hund, Katze, Rabe und Schwein wissen sofort, wie sie beim Zirkusprojekt mitspielen möchten.

Stets ist das kleine Schaf mit Begeisterung bei der Sache, feuert die anderen an, möchte sich selber aber nicht aktiv einbringen. Da helfen auch die Nachfragen der anderen Tiere nicht. Schließlich bestimmt das Schwein, der Zirkusdirektor des Spiels, dass das Schäfchen deshalb nicht mitspielen darf. Während die anderen Tiere eifrig ihre Kunststücke einstudieren, trollt es sich leise heim.

Schließlich fällt der Zirkustruppe aber auf, dass ihrem Spiel etwas Wesentliches fehlt: das Feedback, die Zuschauer, ihr aufmerksamer, anspornender wolliger, lockiger Freund. Wer hätte gedacht, dass das Schaf auf ihre Bitte hin, nicht nur wieder zurückkehrt, sondern auch noch eine wunderbare eigene Idee mit einbringt, die den Spaß für alle vergrößert.

Fazit:
Das großformatige Bilderbuch mit seiner angenehmen Farbgestaltung erzählt leicht verständlich und mit einer übersichtlichen Textmenge eine Geschichte mit wichtigen Botschaften, ohne belehrend zu wirken.
Einfach illustriert, aber mit ausdrucksstarker Mimik versehen, kommen die Tierkinder daher. Für die kleinen Kinder sind die Hauptdarsteller bekannte Tierarten. Der Schauplatz der Wiese mit der Bank wird auch nur am Ende verlassen.

Wichtiger ist die Botschaft, die mit der Geschichte transportiert werden soll. Wie schön ist ein Spiel, in dem sich alle gleichberechtig einbringen können. Manche nehmen dort mehr Platz ein und stehen gern im Mittelpunkt. Andere schauen eben gern lieber erst am Rand zu. Dazu zu stehen, braucht Mut. Die anderen steuern die Toleranz und die Anerkennung der selbstbestimmten Rolle bei.
Die Tierkinder haben gelernt, dass auch jene am Rande wichtig für den Spielprozess, die Gemeinschaft und den gemeinsamen Spaß sind. Ja, es sind sogar ganz neue Freundschaften und Verbindungen entstanden.

Einen kleinen Kritikpunkt habe ich dennoch. Mir ist gleich eine kleine Stereotypie aufgefallen, die mich gestört hat. Leider tritt wieder so typisch DIE Maus als Tanzmaus und DER Hund als Fußballfreud auf. Über die Fußball spielende Maus und den Hund im Tütü hätte ich mich mehr gefreut.

Ein feiner Vorlesespaß, empfohlen für Kinder ab 4 Jahren, aber ich denke, auch Dreijährige verstehen die Handlung sehr gut.