Tatsächlich Krimi

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frieda-anna Avatar

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Eine Flussbiegung, kahle Bäume, die sich im Wasser spiegeln - ein Cover in Farben, die einen frösteln lassen. Ich hatte mich auf einen grausigen Einstieg eingestimmt, denn auch der Klappentext kündigte das ein oder andere schockierende Ereignis an.
Die Überraschung meinerseits liess dann aber bis knapp zur Hälfte des Buches nicht nach, ging es doch bis dahin mehr um die Beziehungs- und Familienproblematiken der Hauptperson und Ermittlerin Klaudia und deren Kollegen, als um einen erwarteten Kriminalfall. Klaudia hatte es den Boden unter den Füßen weggezogen, als sie von ihrem Freund gegen ein jüngeres Modell eingetauscht wurde. Mit dem übriggebliebenen Tinnitus und Schwindel aus dieser Zeit, an denen auch eine anschliessende Rehabilitation nichts geändert hatte, liess sie sich vom Ruhrpott in den vermeintlich beschaulicheren Spreewald versetzten. Die Autorin lässt tiefe Einblicke in das Seelenleben der gesamten Mannschaft zu, so dass ich mich gefragt habe, ob ich nun einen Krimi lese, oder doch in einem Beziehungsdrama gelandet war. Der tot aufgefundene, treulose Unternemer, der mysteriöse Fund menschlicher Knochen und eine verschwundene Geliebte zum Auftakt von Klaudias Dienstaufnahme im neuen Revier traten erstmal in den Hintergrund.
Düstere Stimmung flackerte auf, als in jeweils kurzen Kapiteln von der Frau erzählt wird, die scheinbar in einem dunklen Verlies, nach Wasser dürstend, eingesperrt ist und der sich in einem fort Kinderreime im Kopf als Gedankenkarrussel manifestieren.
Dann die plötzliche Wende! Erstaunlicherweise schälte sich aus dem gefühlsbeduseltem menschlichen Krisensumpf doch noch eine passable kriminalistische Handlung, wonach es mir die ganze Buchhälfte über dürstete. Nach dem lahmen Start mussten die nächsten Seiten verschlungen werden. Die Protagonisten traten endlich ins Licht und bewiesen ihr polizeilichen Können. Kaum Geahntes wurde hervorgebracht und Undurchsichtiges penibel durchleuchtet. Die Figur Schiebschick, guter Geist des Reviers, wuchs mir ans Herz und dann war ich auch schon am Ende angekommen, was ich dann schade fand, weil ich noch so im Sog der Ereignisse feststeckte.
Ein doch noch gelungener, tatsächlicher Kriminalroman, der sich nach Ausschalten des Stand-by Modus in feingewebter Manier präsentierte. Gut, dass ich anfangs nicht aufgegeben hatte und dieses Debut nun weiter empfehlem kann. Trotzdem bleibt eine Frage offen: warum ist "holca" klein geschrieben?