Krieg der Fährleute

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Spreewaldrache, Kriminalroman von Christiane Dieckerhoff, 304 Seiten, erschienen im Ullstein-Verlag.
Der 3. Fall für die Ermittlerin Klaudia Wagner.
Es beginnt mit dem „Wursten“ ein Schlachtfest der Ermittler als teambildende Maßnahme. Die Kollegen sind fast „erleichtert“ als auf einer Insel im Spreewald ein junger Mann schwerverletzt aufgefunden wird. Kurze Zeit später entdeckt man einen toten Obdachlosen in einer nahegelegenen Datsche. Klaudia Wagner und ihr Team ermitteln und stoßen schon bald auf eine langjährige Fehde zwischen den Lübbenauer Fährleuten. Schon 20 Jahre zuvor gab es einen tödlichen Unfall, in den die rivalisierenden Familien verwickelt waren. Handelte es sich damals schon um Mord und haben die aktuellen Todesfälle etwas damit zu tun?
Der 3. Spreewaldkrimi hat mir gut gefallen. 78 kurze knackige Kapitel, bildhafter Erzählstil, muntere lebhafte Dialoge, geschrieben in auktorialer Erzählweise, haben mir 2 unterhaltsame Lesenachmittage beschert. Christiane Dieckerhoff erzählt diesen Krimi in zwei Erzählsträngen und zwei Zeitebenen. In die Rahmenhandlung sind kurze Rückblicke ins Jahr 1993 eingefügt. Da ich die beiden Vorgängerbücher gelesen habe, fiel mir der Start in den vorliegenden Krimi leicht, das „Wiedersehen“ mit Thang, Wiebke, PH und Demel hat mir viel Spaß gemacht. Die agierenden Personen waren gut beschrieben Ihr Handeln war meist nachvollziehbar. Die Protagonistin Klaudia Wagner ist eine tolle Frau und eine hervorragende Ermittlerin, mittlerweile ist sie im Spreewald „angekommen“, trotz mangelnder Personaldichte und familiärer Probleme hat sie alles im Griff, sogar ihre körperlichen Defizite waren erfrischender Weise nur noch Nebensache. Die äußerst bildhaft geschilderte Atmosphäre im Spreewald prägt den Charakter der handelnden Figuren, was mich in jedem Band aufs Neue fasziniert. Was mir im aktuellen Teil nicht so gefallen hat, dass ich am Anfang sehr schwer in den Fall per se hineingekommen bin. Vor allem bei den Frauen, die immer nur als „Sie“ bezeichnet werden hatte ich zu Beginn Schwierigkeiten auseinanderzuhalten ob es sich um Mandy oder Jana handelte, ebenso die komplizierten verwandtschaftlichen Beziehungen. Dadurch hatte ich ständig das Gefühl etwas zu verpassen. Als dann immer mehr Tatsachen zutage kommen, klärt sich die Lage, ab da kommt die Geschichte so richtig in Fahrt. Die letzten 50 Seiten waren an Spannung nicht mehr zu übertreffen. Leider ließ das Ende für meinen Geschmack zu viele Fragen offen. Der Cliffhanger ganz am Ende hat mich ein wenig geärgert, bis zum evtl. nächsten Band dauert es sicher wieder ein ganzes Jahr, und an den letzten Satz des Epilogs kann ich mich dann gewiss nicht mehr erinnern. Insgesamt fand ich, den 3. Teil der Spreewald-Reihe als den bisher schwächsten der Serie. Trotzdem eine Leseempfehlung von mir und knappe 4 Sterne.