Wie erwachsene Kinder mit schwierigen Eltern klarkommen

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Stachelig! Wie der Titel, so das Coverbild mit Kakteen… Jörg Berger befasst sich in diesem Ratgeber mit der Beziehung zwischen Eltern und erwachsenen Kindern, die, wie jede Beziehung, schwierig sein kann.

Sieben elterlichen Verhaltensmuster werden vorgestellt: ein Cartoon und eine Checkliste unterstützen die Zuordnung der Eltern in einer der Kategorien. Egal ob es um grenzüberschreitende oder um blendende Eltern geht, die Kapitel sind gut strukturiert und logisch aufgebaut: Anhand Situationsbeispiele wird nach der Checkliste noch klarer, wie das betrachtete Verhalten sich äußert. Danach geht es um mögliche Ursachen, die meisten in der Vergangenheit der Eltern zu suchen sind. Der Autor stellt auch Ansätze und Maßnahmen vor, die man umsetzen kann, um den Wind aus dem Segel des betroffenen Elternteils zu nehmen.

Das Buch erinnert daran, dass man nicht für seine Eltern verantwortlich ist. Als erwachsenes Kind ist es auch wichtig zu akzeptieren, dass nicht alle Beziehungen „gerettet“ werden können. Grenzen setzen oder Abstand halten sind oft die einzigen Lösungen in verfahrenen Situationen. Mit ein bisschen Nachdenken können die Erkenntnisse aus diesem Buch auch in anderen Fällen von schwierigen Beziehungen angewendet werden.

Allerdings ist dieses Buch sehr einseitig: Es setzt voraus, dass die Eltern (oder Schwiegereltern) das Problem sind. Es stellt nie das Empfinden des erwachsenen Kindes in Frage, obwohl in jeder Beziehung zwei Parteien gehören, die aufeinander treffen.
Den Schwiegerkindern wurde nur ein kurzer Kapitel gewidmet. Wegen des Titels hätte ich ein bisschen mehr erwartet.
Zusätzlich irritiert mich, dass in einem der Kapitel Hochsensibilität mit Narzissmus und Borderline gleichgestellt und als psychische Belastung kategorisiert wird.

Fazit: Interessante und verständliche Ansätze und eine nachvollziehbare Struktur. Jedoch teilweise zu einseitig und für Schwiegerkinder nur wenig geeignet.