Landleben am Ende der Welt

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kimvi Avatar

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Judith O'Reilly, 42 Jahre alt und hochschwanger, kehrt mit ihrem Mann Alastair und den gemeinsamen  zwei- und vierjährigen Söhnen,  dem abwechslungsreichen Londoner Stadtleben den Rücken. Alastair träumt von einem idyllischen Landleben und erfüllt sich damit einen Lebenstraum. Obwohl Judith eine überzeugte Städterin ist, gibt sie ihr gewohntes Leben auf und lässt Freunde und Bekannte zurück, um ihrem Mann  aus Liebe an das Ende der Welt zu folgen.
Doch Judith kann dem Landleben und seinen Bewohnern nicht viel abgewinnen, denn alles ist neu und fremdartig.  Das neue Leben unterscheidet sich deutlich von ihrem bisherigen. Schon sehr bald lässt Alastair seine kleine Familie im Norden zurück, um seinem Beruf nachzugehen. Judith sitzt also hochschwanger, mit zwei kleinen Jungen im Lebenstraum ihres Mannes fest und muss sich um den Umbau des neuen Hauses, die Nachwirkungen des Umzugs und die Eingewöhnung in den neuen Alltag  kümmern. Schicke Lederpumps müssen den praktischen Gummistiefeln weichen, doch das wird nicht die gravierendste Umstellung bleiben. Denn durch die Geburt des dritten Kindes wird das neue Leben nicht gerade einfacher. Die Familienkatze hat schon längst das Weite gesucht und am liebsten würde Judith ihr folgen, bevor sie komplett im Chaos versinkt. Doch da sie Alastairs Lebenstraum eine Probezeit von zwei Jahren eingeräumt hat, versucht sie sich mit wechselndem Erfolg im neuen Leben zu arrangieren. Ihren Frust, aber auch die netten, merkwürdigen oder chaotischen Eindrücke beim Einstieg ins Landleben veröffentlicht sie ungeschminkt in tagebuchartigen Blogeinträgen. Doch auch die Landbevölkerung des Nordens verfügt über einen Internetzugang und ist des Lesens mächtig und nicht jedem Bewohner gefällt der Inhalt dieses Blogs. Wird Judith durchhalten oder ist Alastairs Lebenstraum schon bald ausgeträumt?

### Meine Meinung ###

Das Buch startet mit der Autofahrt in das neue Leben. Die Ereignisse werden in tagebuchartigen Kapiteln aus der Sicht der Autorin geschildert. Temporeich und völlig ungeschminkt beschreibt sie ihre Gedanken und Gefühle. Der humorvolle und selbstironische Schreibstil zog mich sofort in seinen Bann und dementsprechend hoch waren meine Erwartungen an die folgenden Kapitel.

Die Tagebucheinträge beginnen mit dem Datum der Begebenheit und einer kurzen Überschrift. Manchmal befinden sich auch noch kleine, zur Handlung passende, Zeichnungen am jeweiligen Eintrag. Die Kapitel sind relativ kurz, da es sich ja um Tagebucheinträge handelt. Deshalb ist die Handlung auch nicht immer fortlaufend, da die Erlebnisse des datierten Tages geschildert werden. Trotzdem erhält man in diesen Eintragungen das nötige Hintergrundwissen über Freunde, Familie und die Gedanken und Gefühle der Autorin.

Der humorvolle Start der Erzählung begeisterte mich, doch leider wurden meine Erwartungen im weiteren Verlauf der Handlung nicht erfüllt. Denn die Eindrücke und Schilderungen der Autorin konnten mich nicht richtig fesseln. Vielleicht liegt das an der relativ zusammenhanglosen Handlung. Als Blog hätte ich die kurzen Eintragungen sicher besser gefunden, doch als Taschenbuch konnten sie  mich nicht begeistern. Da mir aber der Humor der Autorin und ihr Hang zur Selbstironie gut gefällt, musste ich doch bei der ein oder anderen Begebenheit breit grinsen. Ich empfand ihre Sehnsucht nach London oder die Schilderungen des teilweise chaotischen Familienlebens auch nicht als frustrierte Jammerei. Sondern als ehrliche Auszüge ihrer Gedankenwelt. Denn das Leben ist schließlich nicht immer perfekt und da darf man sich selbst doch gerne auch mal etwas auf die Schippe nehmen oder kritische Gedanken äussern.

Trotzdem konnte mich das Buch als Gesamtes nicht in seinen Bann ziehen. Deshalb hatte ich auch keine Schwierigkeiten es mal aus der Hand zu legen. Durch den flüssigen Schreibstil ist es gut zu lesen, doch eine begeisterte Empfehlung kann ich leider nicht aussprechen.