Nicht für meinen Bücherschrank

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josephin Avatar

Von

Stadt, Land – Schluss

 

Das Buch von Judith O’Reilley hat mich enttäuscht.

 

Geschrieben in Tagebuchform, verhieß die Leseprobe eine nette und amüsante Urlaubslektüre.

Der probeweise Umzug von London nach Northumberland, der hier beschrieben wird, versprach ein Buch, in dem die Autorin Neues erlebt bzw. erleben will (Veränderungen tief greifenden Ausmaßes im alltäglichen Leben, Überraschungen, Enttäuschungen).

Dieser ursprüngliche Internetblog (O’Reilley führt ihn weiterhin) lässt den Leser nur auf Distanz am Leben der Autorin teilhaben. Es tauchen keine Namen auf – die „Akteure des Buches“ bleiben dem Leser fremd. Sie heißen: „Geduldigen Mutter“, „London-Diva“, „Reitkameradin“, „Schafsfarmer“, „Sechsjährigen“ … Diese Art der Namensgebung führt dazu, dass man das Gefühl bekommt, dass die Autorin nicht an diesem Leben teilhaben will. Vielleicht war es jedoch -als ursprünglicher Internetblog- zum Schutz der Privatsphäre gedacht.

 

Durch diese Anonymität wird jedoch nicht zugelassen, dass man in die Geschichte  eintaucht und teilnimmt am Leben/Schicksal der Akteure.

Die Erlebnisse der Autorin wiederholen sich. Sicherlich entspricht dies dem ganz normalen Alltag, den jeder von uns erlebt. Das Leben hat nicht nur Neues zu bieten. Doch die kleinen Missgeschicke häufen sich und langweilen in ihrer Ausführlichkeit. Mir fehlt im Buch die Freude am Leben. Teils zynisch und sarkastisch -einfach mißmutig- berichtet O’Reilly, als wolle sie eine Schutzmauer um sich herum aufbauen, die keinerlei Gefühle zulässt. Die kurzen positiven Momente, die auftauchen, werden durch prompte negative Bemerkungen zunichte gemacht. Auf Veränderungen, die ein Umzug nun mal mit sich bringt, scheint die Autorin sich nicht wirklich einlassen zu wollen.

Mir erscheint dies Buch –statt netter Unterhaltung- eher ein Klagelied zu sein.

Ein Klagelied von jemandem, der auch nichts anderes singen mag.

Schade!