Schönes schreckliches Landleben

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Eine Mutter von bald drei Kindern zieht ihrem Mann zuliebe von London ins ländliche Nordengland.
In den zweieinhalb Jahren Probezeit beginnt sie in einem Tagebuch, was im Internet geführt wird, über ihr Leben und ihre Gefühlslage zu berichten.

Mit einer gehörigen Ladung Sarkasmus gewürzt, wird der Leser in unregelmäßigen Einträgen
von Judith über die neusten Probleme informiert, die es zu lösen gilt, Gemütsverfassungen, Entwicklungen der Kinder, die Landbevölkerung und vieles mehr.
Nach der dritten Geburt mischen sich postnatale Erschöpfungszustände mit der immer noch unüberwindlich scheinenden Aversion gegen das Landleben.
Die depressive Stimmung, das mühsame Hangeln von Tag zu Tag wird immer wieder auch von positiven Erfahrungen durchbrochen.

Mein Eindruck.

Ich konnte sehr gut nachvollziehen, wie sich die Protagonistin mit Kleinkindern, Umzugsstress und Verlust der gewohnten Kontakte gefühlt hat.
Nach der Leseprobe war ich positiv überrascht, ich hatte etwas Oberflächlicheres erwartet.
Unklar ist mir, warum der Ehemann weiter im vier Stunden entfernten London arbeitete
und nur wenig in sein geliebtes Landhaus kommen konnte.
Der sarkastische Humor hat mir sehr gefallen.
Judith ist mir vertraut geworden, sehr symphatisch und ich habe ihre Höhen und Tiefen gerne mitverfogt.
Ich kann mir vorstellen, dass die Lektüre für andere Frauen in ähnlichen Lagen hilfreich ist.
Wobei hier schon durchklingt: Für Männer ist das Buch wohl nichts.

Sicher ist es legitim, sein Herz in Form eines Internettagebuches zu erleichtern.
Ob man das dann auch drucken muss, ist eine andere Frage.
Es zieht sich dann doch manchmal in die Länge, auch ist das Ende im Buch
nicht unbedingt überzeugend.
Aber es geht ja weiter.
Wer wissen will, was derzeit passiert: http://www.wifeinthenorth.com/ da
ist der derzeitige Stand Mai 2009