Starters

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Ein Jahr ist es her, seitdem ein Krieg alles verändert hat. Auf den Straßen von Beverly Hills herrscht ein Kampf ums nackte Überleben, während hinter verschlossenen Türen ungeheure Machenschaften im Gange sind. In sogenannten Body Banks können junge Menschen, auch Starters genannt ihren Körper für Geld an alte Menschen, die Enders „verleihen“ und ihnen so für kurze Zeit ein Stück ihrer Jugend und ihrer Beweglichkeit wiedergeben. Aus reinem Geldmangel besucht auch die 16-jährige Callie eine solche Body Bank, um sich und ihren Bruder Tyler über Wasser halten zu können. Doch man kann Callies Unwohlsein förmlich am eigenen Leib spüren, während ihr der genaue Ablauf sowie die Regeln für einen „Körpertausch“ erläutert werden.

Betäubung, ein Mikrochip im Hinterkopf, Abschaltung des Gehirns… Nicht nur in Callie schreit alles danach, das Gebäude von „Prime Destinations“ so schnell wie möglich wieder zu verlassen. Doch was dann? Verhungern wäre die Alternative und das kann sich Callie nicht auch nur im Entferntesten für sich und besonders ihren kleinen Bruder Tyler vorstellen.

Starters ist eine Dystopie, in der die Menschen nicht nur überwacht und kontrolliert, sondern auch noch bedroht werden. Sei es durch die Marshals, die auf den Straßen für Ordnung sorgen sollen, durch die Body Banks, deren Oberhaupt extrem einflussreich und mächtig erscheint oder eben durch andere Mitmenschen, die von Hunger und Verzweiflung getrieben werden.
Die Idee der Autorin ist wirklich gut, allerdings waren mir am Ende einfach zu viele Widersprüche vorhanden. Es wird nicht erklärt, warum die USA im Krieg mit Asien steht, sondern nur, dass es so ist und das ein tödliches Virus nahezu die komplette Elterngeneration der Teenager ausgelöscht hat. Durch Impfungen konnten nur die Teenager und die Enders überleben, die größtenteils schon weit über 100 Jahre alt sind. Wie dieses biologische Wunder möglich ist, wird ebenfalls nicht erläutert sondern lediglich als Tatsache dargestellt.
Da die meisten Teenager wie auch Callie durch das Virus keine Eltern oder sonstigen Verwandten mehr haben, sind sie gezwungen auf der Straße zu leben. Wenn die Enders aber doch überdurchschnittlich alt werden (hier bis zu 200 Jahren), müsste doch bei vielen Starters locker noch die Großeltern wenn nicht sogar Ur- oder Ururgroßeltern Generation am Leben sein, die alle geimpft wurden. In meinen Augen ein großer Denkfehler im Buch.

Starters ist sicherlich nicht schlecht, doch die interessante Idee ist ein wenig dem Schema F der Science Fiction Jugendromane zum Opfer gefallen. Zu viele Details mussten wohl mit aller Gewalt in die Story mit hinein gepackt werden, sodass das Buch am Ende einfach überladen wirkte und der Autorin im Verlauf ein wenig das Auge für die Feinarbeit verloren ging.
Emotional hat mich das Buch wenig berührt, einfach weil man gar keine Zeit hatte, sich an die Figuren zu gewöhnen und sie seltsam distanziert wirkten. Schon durch die kostenlose Vorgeschichte wurde eine ganz nette Liebesgeschichte angedeutet, die dann aber wieder durch eine solch nervende Dreieckskiste zunichte gemacht wurde.

Ich bin gespannt, was der Folgeband Enders offenbaren wird, der sogar schon der Abschluss dieser Reihe sein soll. Stoff ist noch mehr als genügend vorhanden und vielleicht schafft es die Autorin ja doch noch mit ihrer Idee zu überzeugen, wenn einfach mehr logische und nachvollziehbare Erklärungen folgen werden. Im Vergleich zu anderen Dystopien versinkt Starters allerdings zunächst einmal nur im Mittelmaß.