Tolles Konzept – mäßige Ausarbeitung

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\*INHALT\*

Die Body Bank, ein mysteriöses wissenschaftliches Institut, bietet Callie eine einzigartige Möglichkeit, an Geld zu kommen: Sie lässt ihr Bewusstsein ausschalten, während eine reiche Mieterin die Kontrolle über ihren Körper übernimmt. Aber Callie erwacht früher als geplant, in einem fremden Leben. Sie bewohnt plötzlich eine teure Villa, verfügt über Luxus im Überfluss und verliebt sich in den jungen Blake. Doch bald findet sie heraus, dass ihr Körper nur zu einem Zweck gemietet wurde - um einen furchtbaren Plan zu verwirklichen, den Callie um jeden Preis verhindern muss ...

 

\*MEINE MEINUNG\*

"_Starters_ ist das höchstgehandelte Debüt der letzten Jahre."

Schon allein dieser Satz aus der Biografie der Autorin lässt die Erwartungen in die Höhe schnellen. Wenn die Buchrechte für einen hohen Wert über den Tisch gingen, muss der Roman ja schließlich gut sein, oder? ;-) Das aktuelle Trendthema Dystopie, die fleißige Werbung und die schicke Aufmachung tun ihr Übriges, um das Interesse der Leserschaft ins Unermessliche zu steigern.

 

Bedauerlicherweise wird _Starters_ (wie so viele Dystopien) dem Hype nicht gerecht. Dies ist in diesem Fall besonders schade, da die Grundidee von Lissa Prices Debüt viel Potenzial hat und viele interessante Fragen bezüglich Moral und Ethik aufkommen lässt:

In der Zukunft gibt es nur noch sehr alte und junge Menschen. Teenager (Starters genannt) können ihren Körper an die sogenannten Enders "vermieten". Durch den Transfer übernimmt der Greis die Kontrolle über den Körper und kann so für einige Wochen wieder jung und fit sein.

Die 16-jährige Callie lebt wie so viele Jugendliche in Armut und sieht nur noch einen Ausweg, um an Geld zu kommen: die mysteriöse Body Bank. Bei dem Vorgang läuft allerdings etwas schief und Callie erwacht zu früh in einem fremden Leben. Dadurch kommt sie einer unvorstellbaren Verschwörung auf die Spur...

 

Lissa Price hat einen simplen, aber dennoch sehr angenehmen und flüssigen Schreibstil, der die Seiten nur so dahinfliegen lässt. Dass der Fokus von _Starters_ auf dem Thriller Element liegt, bemerkt man beim Lesen deutlich. Es passiert immer etwas und langatmigen Stellen gibt es so gut wie keine.

Dieser rasante und oberflächliche Erzählstil hat allerdings auch seinen Preis: die Ausarbeitung der Charaktere und der Gesellschaft bleibt größtenteils auf der Strecke. Die Figuren empfand ich (bis auf eine einzige Ausnahme – den Bösewicht) als furchtbar flach und nichtssagend. Ferner entwickelte sich die Liebesbeziehung viel zu schnell und war nicht mal ansatzweise nachvollziehbar oder romantisch.

 

Der Weltentwurf selbst lässt so einige Fragen offen.

Ein Virus hat alle Menschen zwischen 20 und 60 dahingerafft, da nur die Schwächeren (jungen und alten Leute) rechtzeitig einen Impfstoff erhalten haben. Da die Menschen in Starters aber bis zu 200 Jahre alt werden können und allgemein viel vitaler sind, dürfte man im Alter von 60 Jahren noch relativ "jung" und stark sein. Demnach wäre die Höchstgrenze für den Impfstoff viel zu niedrig angesetzt

Im Roman wird immer betont, dass viele Jugendliche obdachlos sind, weil ihre Eltern in den Sporenkriegen gestorben sind und sich sonst niemand um sie kümmert. Im Anbetracht der Tatsache, dass Menschen im Roman mithilfe der modernen Medizin ein Alter von 200 Jahren erreichen können, ist dies nicht sehr wahrscheinlich. Fast jeder Jugendliche müsste dann doch mindestens einen Verwandten über 60 haben, der sich seiner annimmt. Wer würde schon wollen, dass sein eigener (Ur)Enkel auf der Straße lebt?

Auch der enorme Altersunterschied zwischen den einzelnen Generationen erscheint reichlich kurios. Wenn ein Jugendlicher einen 130-jährigen Großvater hat, müssten seine Eltern ungefähr 75 Jahren alt sein. Demnach hätten sie den Impfstoff erhalten müssen und demnach dürfte der Jugendliche nun keine Waise sein.

Und das waren nur 3 Beispiele aus vielen. Generell besteht bei _Starters_ das Problem, dass zu viel in zu kurzer Zeit passiert. Dies hat zur Folge, dass die Geschichte ziemlich oberflächlich und ausdruckslos bleibt.

 

\*FAZIT\*

Okay, dass hört sich jetzt vermutlich schlimmer an, als es ist. oO Wenn man über die Fehler hinwegsehen kann, ist _Starters_ ganz unterhaltsam. Mein Fall war's nur leider nicht.

Summa sumarum: Es gibt sehr viel bessere Dystopien als _Starters_, aber auch sehr viel schlechtere. Durch kurzweiligen Erzählstil und die originelle Grundidee kommt keine Langeweile auf, die Ausarbeitung und die Charaktere lassen allerdings noch zu wünschen übrig. - Letztendlich bleibt es wohl jedem Leser selbst überlassen, ob sich die Anschaffung des Buches lohnt.