Blutiges Inferno

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theresia626 Avatar

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Ben Becker, einer der reichsten Männer des Landes, wird in seiner zur Festung abgesicherten Luxuswohnung am Clifton Beach brutal erschossen. Nur seine Bekanntheit brachte ihn für einen kurzen Moment in die Nachrichten, ansonsten hätte sich niemand für das Gewaltverbrechen interessiert. Mord und Gewalt stehen in Kapstadt auf der Tagesordnung. Rosie Dell, Leiterin der Kunststiftung, die Ben Becker finanzierte, Angestellte und Geliebte in einer Person, beobachtet den Mord, kann jedoch fliehen. Doch nicht lange bleibt sie unentdeckt.  Sie war zur falschen Zeit am falschen Ort. Inja Mazibuko, Agent der Special Investigation Unit und Auftragskiller, wen er sucht, dessen Leben hängt nur noch an einem seidenen Faden. Er kann seine Fühler bis in die höchsten Kreise und in die tiefsten Niederungen des Landes ausstrecken.  Als Inja den Wagen der Familie Dell von der Straße drängt, sterben nicht nur Rosie, sondern auch ihre zwei kleinen Kinder Mary und Tommy, ihr Mann Rob war nicht angeschnallt. Das rettete ihm das Leben. Das ist der eine Teil der Handlung.

In der anderen geht es um Sunday, ein wunderschönes Zulu-Mädchen, das mit Inja verheiratet werden soll, von einer Liebesheirat keine Spur.  Sunday, gerademal 16 Jahre alt, wird geopfert für einen Mann, dessen Leben sich dem Ende neigt. AIDS  im Spätstadium. „Die Männer in Injas Gegend sagten, wenn man sich mit dieser Sache angesteckt hätte, dann sei das durch Sex mit einem jungfräulichen Mädchen leicht zu heilen. Was ihre Jungfräulichkeit betraf, konnte man nur sichergehen, wenn man sie jung nahm. Inja hatte ein Kleinkind entführt, das im Dreck neben der Hütte eines seiner Feinde spielte. Hatte es vergewaltigt und getötet und dann in ein Plumpsklo gestopft. Wartete auf die Heilung.“  Mehr möchte ich zum Inhalt nicht verraten.

Roger Smith entführt uns mit seinem Thriller in ein Kapstadt, wo Brutalität, Bestechlichkeit und Rassismus ganz oben auf der Tagesordnung stehen. Hier ist kein Menschenleben etwas wert, Frauen werden vergewaltigt und dann erbarmungslos ermordet. Er bricht auch das letzte Tabu, in dem er über den Mord an einem Baby schreibt und keiner ist da, der die Mörder ihrer gerechten Strafe zuführt. Sätze wie Pistolenschüsse: geradlinig, treffsicher und explosiv. „Staubige Hölle“ ist mit Abstand das brutalste Buch, was ich je gelesen habe und es macht traurig. Es läßt den Leser wegen seiner schonungslosen Darstellung von Gewalt sprachlos zurück. Roger Smith begibt sich nicht auf Nebenschauplätze, von Detailverliebtheit keine Spur. Trotz der vielen Leichen, fast kein Kapitel findet ohne seinen Abschluß, findet Roger Smith auch liebevolle Worte, die er aber nur Sunday zuteilwerden läßt. „Solange ihr Gesicht nass war, ließ Sunday die Tränen fließen, und es fühlte sich an, als würden sie niemals mehr aufhören, würden den Berg hinunterfließen und die ausgetrocknete, hässliche Stadt überfluten, die im Tal dort unten lag.“

Man sollte sich anschnallen, denn Roger Smith fährt kein Schritttempo. Ich kann „Staubige Hölle“  jedem empfehlen, der sich für Südafrika interessiert und der einen ausgesprochen guten und in sich schlüssigen Thriller schätzt. Wer eine Reise nach Kapstadt plant, sollte ihn jedoch erst nach seiner Rückkehr lesen. 5 Sterne!